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Nr. 53. HEIDELBERGER 1855.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Anden theatre frangois ou collection des ouvrages dramatiqiies les
plus remarquables depuis les mysteres jusqu’ ä Corneille publie
avec des notes et eclaircissementspar Μ. Viollet le Duc. I—VI.
Paris, chez P. Jannet, libraire, 1854. 1855. 8.
Den grössten Werth dieses Werkes haben unstreitig die drei
ersten Bände, in welchen wir einen Abdruck von 64 (mit Aus-
nahme von 5 oder 6) früher unbekannten dramatischen Stücken er-
halten. Die der neuen Ausgabe des Herrn Viollet le Duc zu Grunde
liegende Sammlung ist dieselbe, die von Herrn Panizzi für das bri-
tische Museum zu London um 3000 Franken angekauft, schon
früher zu einem nur in 100 Exemplaren gedruckten Buche Veran-
lassung gegeben hat, das unter folgendem, Druckort und Verfasser
verhüllenden, Titel erschienen ist: Description bibliographique et
analyse d’un livre unique qui se trouve au musde britannique, par
Tridace-Nafc-Thcobrome, gentilhomme breton. Au Meschac^be, chez
el eriarbil (d. h. le libraire), Yorkstreet, 1849. 8. Durch die Be-
mühung unseres Herausgebers sind nun für eine künftige Geschichte
des altfranzösischen Theaters im 16. Jahrhundert leicht zugängliche
Quellen eröffnet, und zwar ist es nicht etwa bloss eine Gattung
dramatischer Spiele, die hier vertreten ist, wir finden vielmehr Bei-
spiele der farces, moralites, sotties, sermons joyeux, mystbres ver-
einigt. Dass sämmtliche Stücke für den Gelehrten von Interesse
sind, braucht fast nicht ausdrücklich bemerkt zu werden, wohl aber
verdient es Erwähnung, dass mehrere unter diesen alten Bühnen-
dichtungen, auch abgesehen von aller antiquarischen Forschung, eine
anziehende, hin und wieder sehr ergötzliche Lectiire bilden.
Ueber sein Verfahren bei der Herausgabe sagt Herr Viollet le
Duc S. XIX: Nous nous sommes attachd ä reproduire exactement
l’ddition ancienne. Da es sich um Neuerung, beziehungsweise Er-
haltung eines Unicums handelt, ist diess gewiss ein löblicher Grund-
satz, bei dem es aber räthselhaft bleibt, dass manche in der, von
Herrn Viollet le Duc übrigens nicht namhaft gemachten, Description
mitgetheilten Stellen nicht mit dem Texte des Herrn Le Duc über-
einstimmen, man vergleiche z. B. Description, S. 2:
Tu n’as point de freros
Regardez quel seigneur voicy;
Quel avortisson, quel coquart.
II faisoit tant du Loricquart
Du temps qu’il estoit fiance,
De la corne il avoit assez,
La plupärt du temps il dansoit,
11 vouloit lever le corset
Incessament pour tout parfaire,
LXYIII, Jahrg. 11. Heft.

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