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Nr. 46. HEIDELBERGER 1855.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

System der Psychologie als empirischer Wissenschaft aus der Beobach-
tung des innern Sinnes. Von Karl F ortlage, Doctor der Phi-
losophie icnd ausserordentl. Prof, an der Universität Jena. Erster
Theil. Leipzig, F. A. Brockhaus. 1855. XX S. und 491 S. gr. <8.
(Schluss.)

Zweiter Artikel.
Die Darstellung der Lehre von den Schlussfiguren und Schluss-
arten, wie sie von S. 220 an ausführlich und mit vielen Beispielen, allen
aus der Logik bekannten Formeln und regelmässigen und unregel-
mässigen Kunstwörtern gegeben wird, ist nach des Ref. Dafürhalten
in einer empirischen Wissenschaft der Psychologie aus der Beob-
achtung des innern Sinnes gewiss überflüssig. In der Darstellung
selbst werden die Schlussarten oder Modi conclusionis mit den Schluss-
figuren verwechselt. Denn Schlussart ist die Verbindung der Quan-
tität und Qualität im Schlüsse. Daher wird die allgemein- und
besondersbejahende und die allgemein - und besondersverneinende
Schlussart unterscheiden. Schlussfigur dagegen ist die Stellung des
Mittelbegriffs (terminus medius) in den Prämissen. Nach der regel-
mässigen Stellung ist der Mittelbegriff im Obersatze Subject, im
Untersatze Prädikat. Die Versetzung des Mittelbegriffs aus dieser
Stellung ist die unregelmässige Schlussfigur, und, da nur 3 Ver-
setzungen desselben 1) im Obersatze, 2) im Untersatze, 3) in beiden
Prämissen zugleich möglich sind, so sind 3 unregelmässige Schluss-
figuren, die erste regelmässige dazu gerechnet, vier Schlussfiguren.
Wenn also der Pir. Verf. S. 220 sagt: „Der erste Modus umfasst
vier Figuren (Barbara, celarent, Darii, ferio)“, so sollte es umgekehrt
heissen: Die erste Schlussfigur umfasst vier Modos u. s. w. Was
bei dem Hrn. Verf. Schlussmodus ist, ist Schlussfigur, was Schluss-
figur genannt wird, ist modus.
Das dritte Capitel handelt von den besondern Eigen-
schaften am Vorstellungsinhalt. Es untersucht den singu-
lären und universellen, primären und secundären Inhalt, die äusserste
Gränze der Universalität und Singularität, den äussern und innern
Sinn und das Verhältniss beider, die Sinnanschauung, die Triebe,
die Grundtriebe der Sinnlichkeit, die indirecten Gefühle, die Grund-
gesetze des Tricblebens, die Anticipationen der Zukunft, die Be-
gehrungstriebe ohne Anticipation, die reagirenden Triebe, das Selbst
oder die Person (S. 239—385). Neben der wirklichen Lust kann
sich nicht zugleich ein wirklicher Schmerz in das Bewusstsein drängen.
Eines von beiden muss weichen oder beide Gefühle werden zu einem
XLVIII. Jahrg. 10. Heft. 4G
 
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