Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
738

Zeitschrift des histor. Vereins für’Niedersachsen.

Todten der umher liegenden Grabhügel; und wenn jede Familie
den Ihrigen die Todtenhiigel errichtete, wurden die Steinhäuser zum
Gebrauche ganzer, nach deutscher Weise innig zusammen haltenden
Gemeinden oder noch grösserer Volksabtheilungen durch gemein-
same Kraftanstrengung Aller zu gemeinsamen Versammlungsorten
aller Todten der einzelnen Hügel, zum allgemeinen Verkehre der-
selben unter einander erbauet.“ Allein so ein Versammlungsort war
ja das Walhalla; und so schön Herrn Blumenbach’s Ansicht ist,
so wird sie doch weder durch geschichtliche Meldungen, noch durch
die religiösen Ideen der alten Germanen, weder durch eine Heims-
kringla oder einen Beowulf, noch durch eine Edda bestätigt. Ja,
Herr Blumenbach verzweifelt beinahe selbst an seiner so poeti-
schen Hypothese. Er sagt, jedenfalls möge sie einer nähern Prü-
fung unterworfen werden.
2) Eine noch unbegreiflichere Hypothese stellt Herr Blumen-
bach in Hinsicht der so zahlreichen steinernen Instrumente auf,
welche die nordischen Gräber, zumal Skandinaviens, bieten. Ge-
zwungen nämlich durch den Mangel an Metallen, ergriff man, gleich
wie wir heute noch bei so manchen uncultivirten oder noch wilden
Völkern steinerne Instrumente finden, nach dem, was zu Händen
war, und bearbeitete die dazu tauglichen Steinarten zu allen mög-
lichen Werkzeugen und Waffen selbst; und wir wollen hier nur
kurz verweisen auf die von dem um die deutsche Alterthumskunde
so hoch verdienten Büsching veranstaltete und durch F. S. Hro-
matka gemachte Uebersetzung des im Jahre 1816 in Lund er-
schienenen Specimen Antiquitatum Borealium von Bruzelius und
Rääf, auf das kleine Schriftchen: Von Nordischen Alterthümern.
Mit 11 Abbildungen in Steindruck. Breslau 1827. — Herr Blu-
menbach sagt dagegen vielmehr, bei einer sorgfältigen Classifi-
cation der in den Todtenstätten so zahlreichen Metallgegenstände
nach ihren Bestimmungen finde man eine bedeutende Lücke in dem
ökonomischen Hausrathe; alles zeige die vollständige Ausrüstung
der Leiche in Bekleidung, so wie in sonstigen häuslichen Bedürf-
nissen, wie sie im Leben vorkamen, — nur das für Tisch und
Küche so unentbehrliche Messer fehle; man habe zu demselben
absichtlich den Gebrauch der Metalle vermieden, und zu dem Speise-
messer vielmehr anstatt des Metalls den Stein gewählt, so dass
man neben so vielen Schüsseln und andern Speisegeschirren, wenn
auch alle sonstigen Beigaben fehlten, doch einen Steinkeil antreffe;
und zwar seien alle diese steinernen Instrumente blos Messer und
man habe darum allein nur den Stein zu denselben gewählt, weil
man einerseits das Eisen und den Stahl nicht zu bearbeiten, we-
nigstens nicht zu schmieden vermochte, und weil andrerseits die
Bronze-Composition ihrer Natur nach dem Ansetzen von Grünspan
unterworfen und daher für Werkzeuge, welche beständig mit fetten
Speisen, Salz und Säuren in Berührung kamen, unbrauchbar war. —
Allein hat denn Herr Blumenbach nie selbst Messer von Erz
 
Annotationen