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Nr. 42.

HEIDELBERGER

1856;

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Jan: C. Plini Secundi naturalis historiae libri XXXVII.
(Schluss.)

Wenn man also in dieser geschichtlichen Deduction mit einer
auch nur schwachen Wahrscheinlichkeit bis dahin vorgedrungen
ist, dass der fragliche Palimpsest von Pavia aus durch Waldo
nach dem Bodensee kam, so könnte dafür nur noch der Umstand
vielleicht sprechen, dass in Pavia am Anfang des 9. Jahrh. eine
Schule und Bibliothek war. Dort wirkte Dungalus als Lehrer und
schenkte seine Bibliothek 823 nach Bobbio. Daraus würde sich
ergeben, dass auch in Pavia Rescripte angefertigt wurden und nicht
ausschliesslich in Bobbio, wie der angeführte Recensent in Zarnke’s
Blatt glaubt. Man erwäge aber die Gründe, die für Verona und
die für Pavia sprechen, genau und ich bin überzeugt man wird mei-
ner Annahme beistimmen.
Soweit es meine Kenntnisse der Quellen gestatten, habe ich
versucht, auch für die Hypothese meines Recensenten das Material
zu einem Beweise herbeizuschaffen, möge nun derselbe diesen zu
liefern versuchen! Was sich an meine aufgestellte Geschichte des
Palimpsesten knüpft, nämlich die Untersuchung der Reichenauer Hand-
schriften in Carlsruhe, ob darunter noch die anderen Fragmente des
Plinius rescriptus sich finden, habe ich mir für die oben angedeute-
ten Syllogae Plinianae vorbehalten und kehre nun hier zu Jan’s
praefatio zurück.
Was derselbe 1. d. p. IV über die Schrift des Rescriptus in
Bezug auf die §§. 4. 5. 6. meiner prolegg. sagt, dass nämlich die-
selbe Form der Buchstaben im 6. Jahrhundert wie im 4. und 5.
gewesen sei (at eadem forma litterarum etiam sexti seculi librarios
esse usos pro certo est, habendum), muss einfach und kurz als un-
richtig in Abrede gestellt werden. Jan, der damit den bisherigen
paläographischen Resultaten und Grundsätze entgegentritt, hat mei-
nen Beweisen ein wissenschaftliches Dogma d. h. eine willkührliche
Behauptung entgegengesezt, könnte also von mir ignorirt werden.
Die Schrift des 6. Jahrhunderts ist durch die schiefe Neigung der
Buchstaben cliarakterisirt und dadurch von der älteren zu unter-
scheiden. Wie wenig Jan geeignet ist in paläographischen Dingen
ein competenter Richter zu sein, zeigen folgende Excerpte aus seiner
Rede. Die literae contignatae nennt er „häufig finden sich Buch-
staben in einander geschlungen“ — prolegg. p. XVIII maiusculae
quadratae literae übersezt er „einzelne Buchstaben sind minuskel“!
XLIX. Jahrg. 9. Heft. 42
 
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