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Tnventarium Sepulchrale.
ermessen. Doch ging in Britannien schon früher, als in Deutsch-
land, das rechte Licht auf; und einer der ersten und ausgezeich-
netsten Männer, welche es erleuchtete, war ein sehr wissenschaftli-
cher Geistlicher: Bryan Faussett. Geboren den 30. October 1720
zu Heppington nahe bei Canterbury, seit 1742 Baccalaureus und
seit 1745 Magister in Oxford, im Jahre 1746 als Geistlicher ordi-
nirt und 1748 zu der Pfründe Abberbury in Shropshire präsentirt,
erhielt er gegen das Ende seines Lebens das Rectorat Monk’s Hor-
ton und die beständige Pfarrverweserei Nackington, in welcher Pfar-
rei Heppington liegt. Besonders hatte er auch vielen Sinn und grosse
Neigung zu der Historie und Archäologie, und, sie vollkommen zu
befriedigen, gab ihm gerade die an geschichtlichen Thaten so reiche
Grafschaft Kent, diese südöstliche Ecke Englands, an der sich die
ersten Wogen aller Revolution und Civilisation brachen, grosse Ver-
anlassung. Hier herrschten die Römer so lange und liessen sich
nach deren Abzug, seit 449, Sachsen und dann auch, gegen die
Mitte des sechsten Jahrhunderts, Angeln nieder und bildeten ihre
kleinen Königreiche. Bryan Faussett ward ein sehr sorgfältiger Her-
aldiker und Genealogist und sammelte zumal auch eine ganze Masse
von Römischen und Brittischen Münzen. Aus den auserlesensten
derselben allein bildete er sich ein sehr ausgezeichnetes Cabinett
von mehr als 5000 Stück. Die übrigen Münzen, besonders die Du-
plicate, wogen 150 Pfund und wurden zu einer Glocke gegossen,
welche noch in Heppington geläutet wird und die in ihrer Art ein-
zige Aufschrift hat:
Audi. quid, tecum. loquitur. Romana, vetustas.
ex. aere. Romano, me. conflari. fecit. B. F. A. S. S. 1766.
Zugleich aber wandte er seine Sorge und Aufmerksamkeit den alten
Sachsen-Friedhöfen in der Grafschaft Kent zu und grub er, nach-
dem schon im Jahre 1730 bei Chartham von Charles Fagg Aus-
grabungen gemacht worden waren, bei sieben Orten 777 Gräber
derselben auf, nämlich bei Kingston 308 (, nebst 9 bei Bishops-
bourne), bei Sibertswold 181, bei Gilton 106, bei Barfriston 48,
bei Chartham 53, bei Beakesbourne 45 und bei Crundale 27. Seine
Hauptausgrabungen waren also bei Kingston und Sibertswold. Und
über die Funde derselben begann er in dem Jahre 1757 ein eige-
nes Journal, Inventarium Sepulchrale, nieder zu schreiben, welches
er in dem Jahre 1773 beendigte; worauf er bald, nämlich in dem ■
Jahre 1776, starb. Wegen seiner eifrigen und vielen Forschungen
erhielt er von seinen Zeitgenossen den Namen des Brittischen Mont- »
faucon. — Sein 1749 zu Abberbury geborner Sohn Heinrich
Gottfried Faussett hatte den Sinn und das Interesse für die
Geschichte und Altherthumskunde ganz von seinem Vater überkom-
men und begleitete ihn beständig bei seinen Ausgrabungen; zumal
hat er die köstliche mit Juwelen incrustirte Goldbrosche von Kings-
ton gefunden, welche das erste Kleinod der ganzen Sammlung ist.
Er war auch ein guter Zeichner und legte manche Abbildungen
Tnventarium Sepulchrale.
ermessen. Doch ging in Britannien schon früher, als in Deutsch-
land, das rechte Licht auf; und einer der ersten und ausgezeich-
netsten Männer, welche es erleuchtete, war ein sehr wissenschaftli-
cher Geistlicher: Bryan Faussett. Geboren den 30. October 1720
zu Heppington nahe bei Canterbury, seit 1742 Baccalaureus und
seit 1745 Magister in Oxford, im Jahre 1746 als Geistlicher ordi-
nirt und 1748 zu der Pfründe Abberbury in Shropshire präsentirt,
erhielt er gegen das Ende seines Lebens das Rectorat Monk’s Hor-
ton und die beständige Pfarrverweserei Nackington, in welcher Pfar-
rei Heppington liegt. Besonders hatte er auch vielen Sinn und grosse
Neigung zu der Historie und Archäologie, und, sie vollkommen zu
befriedigen, gab ihm gerade die an geschichtlichen Thaten so reiche
Grafschaft Kent, diese südöstliche Ecke Englands, an der sich die
ersten Wogen aller Revolution und Civilisation brachen, grosse Ver-
anlassung. Hier herrschten die Römer so lange und liessen sich
nach deren Abzug, seit 449, Sachsen und dann auch, gegen die
Mitte des sechsten Jahrhunderts, Angeln nieder und bildeten ihre
kleinen Königreiche. Bryan Faussett ward ein sehr sorgfältiger Her-
aldiker und Genealogist und sammelte zumal auch eine ganze Masse
von Römischen und Brittischen Münzen. Aus den auserlesensten
derselben allein bildete er sich ein sehr ausgezeichnetes Cabinett
von mehr als 5000 Stück. Die übrigen Münzen, besonders die Du-
plicate, wogen 150 Pfund und wurden zu einer Glocke gegossen,
welche noch in Heppington geläutet wird und die in ihrer Art ein-
zige Aufschrift hat:
Audi. quid, tecum. loquitur. Romana, vetustas.
ex. aere. Romano, me. conflari. fecit. B. F. A. S. S. 1766.
Zugleich aber wandte er seine Sorge und Aufmerksamkeit den alten
Sachsen-Friedhöfen in der Grafschaft Kent zu und grub er, nach-
dem schon im Jahre 1730 bei Chartham von Charles Fagg Aus-
grabungen gemacht worden waren, bei sieben Orten 777 Gräber
derselben auf, nämlich bei Kingston 308 (, nebst 9 bei Bishops-
bourne), bei Sibertswold 181, bei Gilton 106, bei Barfriston 48,
bei Chartham 53, bei Beakesbourne 45 und bei Crundale 27. Seine
Hauptausgrabungen waren also bei Kingston und Sibertswold. Und
über die Funde derselben begann er in dem Jahre 1757 ein eige-
nes Journal, Inventarium Sepulchrale, nieder zu schreiben, welches
er in dem Jahre 1773 beendigte; worauf er bald, nämlich in dem ■
Jahre 1776, starb. Wegen seiner eifrigen und vielen Forschungen
erhielt er von seinen Zeitgenossen den Namen des Brittischen Mont- »
faucon. — Sein 1749 zu Abberbury geborner Sohn Heinrich
Gottfried Faussett hatte den Sinn und das Interesse für die
Geschichte und Altherthumskunde ganz von seinem Vater überkom-
men und begleitete ihn beständig bei seinen Ausgrabungen; zumal
hat er die köstliche mit Juwelen incrustirte Goldbrosche von Kings-
ton gefunden, welche das erste Kleinod der ganzen Sammlung ist.
Er war auch ein guter Zeichner und legte manche Abbildungen