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Chalybäus: Entwicklung der speculat. Philosophie,

Schelling und Hegel, denen kürzere Abrisse über Jacobi und Schleier-
macher angereiht werden. Von Baader wird kein Wort gesagt. Es
war nicht die Absicht des Verfassers, die zwischen den Hauptsyste-
men liegenden minder erheblichen Ausfüllungsglieder zu behandeln;
sein Zweck , Jüngere in das systematische Studium der Philosophie
einzuführen (S. IX), brachte es mit sich, den Blick zu sammeln,
indem das Hervorragendste herausgestellt wurde. Es sollte die Ge-
schichte unserer neueren Philosophie als Propädeutik zur Philosophie
dienen. Nach Umständen ist das gewiss ganz zweckmässig; im
Allgemeinen aber würden wir es vorziehen, als historische Propä-
deutik zur Philosophie die allgemeine Geschichte der Philosophie
der besonderen neueren vorauszuschicken, damit der Gesichtskreis
des Lernenden von Anfang an weit und empfänglich, im grössten
Maasse unbefangen gehalten werde; namentlich sind die grossen
Systeme der Griechen, vorzüglich die aus der Sokratischen Schule
entsprungenen, von gleicher propädeutischer Tauglichkeit, wie die
neueren deutschen.
Dass der Verfasser die Kritik der dargestellten Lehren mit
grosser Enthaltsamkeit übt, können wir nur billigen. Er bemerkt
in dieser Hinsicht, dass seine eigne philosophische Ueberzeugung ihm
einen freien Standpunkt ausserhalb der sich bekämpfenden Parteien
sicherte (S. VII); die Tendenz der, schon im Winter 1835—36 zu
Dresden gehaltenen, Vorträge, woraus das Buch entstanden ist, sollte
eine ungefärbt historische sein, und in ungesuchter W7eise ergab
sich die negative, „den damals und zum Theil noch immer in der
Schule herrschenden Wahn brechen zu helfen, dass die Philosophie
in ihrer letzten Gestaltung eine für immer fertige und vollendete
Wissenschaft sei“ (S. VIII). Dies sagte der Verfasser zur vierten
Auflage im Jahre 1848. In unsern Tagen ist jene zu ihrer Zeit
oft verkündete letzte Gestalt der Philosophie, die Hegel’sche näm-
lich, bereits soweit durch die Kritik zurückgeschoben und der eignen
Zersetzung verfallen, dass solch ein Wahn nur noch an Orten fest-
hängen mag, von denen ein engherziger Schulgeist die Lebensluft
freierer und gründlicherer Forschung fernhält.
Bei einem Buch, wie das uns vorliegende, das jetzt in fünfter
Auflage verbessert und zum Theil umgearbeitet ausgegeben wird,
kann es nicht mehr unsere Aufgabe sein, das Einzelne durchzugehen.
Wir begnügen uns damit, eine Reihe von Bemerkungen einzuflech-
ten, indem wir die Einrichtung des Werkes nach der Folge der ge-
schilderten Systeme kurz darlegen.
Zum Anfang seines geschichtlichen Vortrags erinnert der Ver-
fasser an das wiederholte Erscheinen eines alten Gegensatzes in der
Philosophie, der schon bei den Griechen im Platonismus und Aristo-
telismus angelegt war, dann im Mittelalter als Realismus und No-
minalismus durchbrach, in neuerer Zeit als Spiritualismus (richtiger
Rationalismus) und Sensualismus sich gestaltete, jener durch Des-
cartes und seine Nachfolger, dieser durch Locke und dessen
 
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