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864

Kernling: Der Speyerer Dom.

bau (1772 —1778) und in den nöthigen Ausbesserungen der Ost-
kuppel, Ostthürme und Chöre (1755 — 1759) eine vierte Periode.
In das Ende dieses Jahrhunderts und in den Anfang des folgenden
fällt die gänzliche Verheerung des Domes durch die Franzosen,
welche Alles, was darin sich befand, hcrausnabmen und am Ende
sogar den Dom auf Abbruch öffentlich versteigern wollten, was je-
doch noch glücklich abgewendet wurde; indess blieb das Gotteshaus
über fünf und zwanzig Jahre verödet: bis in den Jahren 1820—1824-
eine Wiederherstellung erfolgte, nachdem in Folge des bairischen
Concordats der Dom wieder zur bischöflichen Kathedrale erhoben
worden war: sie bildet die fünfte Periode. Nachdem nun durch
die Munificenz des Königs Ludwig von Baiern (1844) die Ausma-
lung des ganzen Dom’s durch den Historienmaler SchraudoJph in’s
Werk gesetzt war, erfolgte dann auch im Jahre 1854—1858 der
Neubau der Vorderseite sammt der westlichen Kuppel, den Thür-
men, der Ausbesserung der Krypta und südlichen Seitenkapellen nach
dem Plane und unter Leitung des Oberbaudirektor Hübsch zu Carls-
ruhe: der Verf. erkennt hierin die letzte oder sechste Periode des
Baues, der demnach noch im Ganzen wenigstens in derjenigen Ge-
stalt prangt, die er im eilften Jahrhundert erhalten, indem die noth-
wendigen Ausbesserungen und der eben erwähnte Neubau der Nord-
seite ganz im Sinne und Geist der ursprünglichen Anlage ausgeführt
worden sind. Was von dem ursprünglichen Baue des eilften Jahr-
hunderts , der jedenfalls als das früheste Beispiel der Ueberwölbung
ganzer Kirchen betrachtet werden kann, noch jetzt vorhanden ist,
besteht nach der Angabe des Verfassers S. 146 in Folgendem: „die
schöne, grossartige Krypta, die beiden hohen Ostthürme mit spä-
teren Ausbesserungen; die inneren Theile der einfach schön geglie-
derten Absis mit ihren sieben Nischen und hohen Fenstern; die
starken Grundmauern und die westlichen und östlichen Umfangs-
mauern der beiden Chorflügel; die erhabene Altarkuppel, jedoch mit
späteren Ausbesserungen, die St. Emmeran’s und St. Afra Kapelle,
letztere mit neuen Gewölben; der östliche Theil des Langhauses,
einschliesslich des Königschors mit fünf Hauptfenstern auf jeder Seite
und dieselben Theile der beiden Seitenschiffe; die ganze Umfas-
sungsmauer des südlichen Seitenschiffes; die neu verkleidete Grund-
mauer der Vorhalle bis zur Höhe der Orgelempore und der beiden
westlichen Treppenthürme bis zur gleichen Höhe.“
Der Verf. giebt eine genaue architektonische Beschreibung der
einzelnen Bautheile, wobei einzelne wichtige Punkte, wie z. B. die
Frage über die Ueberwölbung des Domes näher besprochen und die
betreffenden Erklärungen der Architekten Geier und Federle mitgetheilt
werden, so dass auch von dieser Seite Nichts vermisst werden dürfte:
die lithograpbirte Beigabe, welche den Plan des Domes, die Um-
risse einzelner Theile wie Abbildungen einiger merkwürdigen Figuren
enthält, dient zur wesentlichen Erläuterung.
 
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