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Sommcrfeldzug in Siebenbürgen 1849.

selbst, den Aufenthalt in der Wallachei, so wie die inzwischen in
Siebenbürgen eingetretenen Zustände schildert, der andere aber mit
dem Wiedereintritt der verbündeten Oesterreicher und Russen in
das Land Siebenbürgen beginnt uiid die Wiedereroberung des Lan-
des bis zur Unterwerfung der Rebellen darstellt. Wenn in dem
ersten Abschnitt die Beschreibung des Rückzuges, des Aufenthaltes
in der Wallachei, die Schilderung der Mühen und Aufopferungen,
welche die tapfere Schaar sich aufgelegt sah und mit aller Aus-
dauer und.Hingebung ertrug, Manches Interessante darbietet, so
bietet auf der andern Seite die Darstellung der Lage Siebenbürgens
während der magyarischen Revolutionsregierung ein äusserst düste-
res Bild einer Reihe von Grausamkeiten, die selbst den Unwillen
des Führers der Rebellen, des Polen Bem erregten, der darüber
seinem Freund Kossuth, dem damaligen Haupte der Magyarischen
Aufrührer Vorwürfe machte, ihn aufforderte, die Stand und Schreckens-
gerichte einzustellen, aber ohne Erfolg! Beträgt doch die Gesammt-
zahl der Opfer, welche dieser Sehr eck enswirthschaft fielen, nicht
weniger als 4834, in einer verhältnissmässig so kurzen Zeit! Denn
Ende Juni hatten sich schon die verbündeten Oesterreicher und
Russen in Bewegung gesetzt, um das von einer Masse von 32,000 Mann
mit 110 Kanonen besetzte Land wieder zu gewinnen, und waren
Anfangs Juli bereits in das Land über die Gebirgspässe von ver-
schiedenen Seiten her eingerückt. Die Wiedereroberung des Lan-
des nach mehreren ernsten Kämpfen, und die Befreiung von der
wilden Rebellenherrschaft bildet den Hauptinhalt des zweiten Ab-
schnittes, während im ersten Abschnitt die Vertheidigung der Festung
Karlsburg durch eine kleine aber tapfere Schaar Oesterreicher,
meist eben erst in Dienst getretener Recruten, einen Glanzpunkt
mitten in diesem Drama bildet. Wir zweifeln nicht, dass auch
diese, ganz dem Leben und der Wirklichkeit entnommene Schilde-
rung des Sommerfeldzuges, das gleiche Interesse und die gleiche
Anerkennung finden wird, welche der vorausgegangenen Darstel-
lung des Winterfeldzuges zu Theil geworden ist; das Ganze der
Erzählung ist schmucklos, einfach, und treu gehalten. Wir schlies-
sen mit den Worten, mit denen auch der Verfasser seine Dar-
stellung beschliesst, weil sie auch jetzt noch ihre Geltung behaup-
ten mögen:
„Die kaiserliche Regierung, schreibt der Verf. nachdem er die
völlige Unterwerfung des Landes unter seine rechtmässige Obrig-
keit erzichlt, sah sich genöthigt, eine strengere Regierungsform
einzuführen: denn mit den magyarischen aristokratischen Institu-
tionen aus dem 12. Jahrh., mit dem Stuhlrichter- und Panduren-
Terrorismus ist in Ungarn die Regierung ohnmächtig, die Ent-
wicklung eines selbständigen Bürgerstandes eine Unmöglichkeit, die
Freiheit der Nationalitäten und des Landmannes bleibt eine Illusion
und die Umsturzpartei behält damit einen Hebel, erneuert Revo-
lutionen zu erregen.“
 
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