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Nr. 59.

HEIDELBERGER

1862.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Carus: Natur und Idee.
(Schluss.)
Hierauf folgt ein (III.) Capitel „von Entstehung und Gliede-
rung der Menschheit.“ (S. 461), welches in der Wiederaufnahme
früherer Forschungen des Verfassers über eine auf Metamorphose
sich gründende Entstehungsgeschichte der Menschheit besteht. Vgl.
„die Frage nach Entstehung und Gliederung der Menschheit von
C. G. Carus“ in „Unsere Zeit.“ Leipzig, Brockhaus. II. Bd. S. 45 ff.
Diese Forschungen summirt er in zwölf Sätzen, welche S. 461-—
471 nachgesehen werden können. Viel Wahres kommt darin vor,
neben vielem Gewagteu, wenigstens in den Sätzen, wo er über die
Menschen philosophirt. — Man vermisst S. 464 ff. den Gesichts-
punkt, wornach die Racenverschiedenheiten Hand in Hand mit den
Klimaverschiedenheiten gehen, wobei dennoch der Mensch als sol-
cher im Wesen überall derselbe ist. — Interessant ist, wie er die
Völker nach den Erleuchtungszuständen von Tag und Nacht, von
östlicher und westlicher Dämmerung eintheilt. Er unterscheidet:
Tagvölker und Nachtvölker, östliche Dämmerungsvölker und west-
liche, und gruppirt sie, dem entsprechend, in Caucasische Euro-
päer und Africaner, in gelblich gefärbte Asiaten, und kupferfarbige
Amerikaner.
Dann berührt er S. 467 die sich steigernde Mannigfaltigkeit
der Individuen, auf S. 468 die Nachtheile des menschlichen Lebens,
oder das Embryo-Leben, auf S. 469 die Geschlechtstheilung, und
ihr statistisches Verhältniss (auf 20 weibliche Individuen kommen
21 männliche nach Hufeland), auf S. 470 die Folgerungen aus dem
angenommenen Zahlengesetze, die sittliche Bedeutung der Mono-
gamie, die Verzweigungen (Sphäre des Geschlechts) in Aeltern,
Kindern, Grossältern, Enkeln u. s. w.
Dies bringt ihn auf die Familie und ihr Verhältniss zum Staate
S. 471, den er zu den ideellen Organismen rechnet, und nur inso-
weit dem lebendigen Menschen vergleicht, als wir letzteren eben-
falls als ideelles Ganzes auffassen, d. h. als diejenige Einheit, welche
in rastloser Metamorphose sich darstellt. Wäre der einzelne Mensch
als Einheit seiner eigenen Geschichte genommen, das erste Vor-
bild zum Staate, so wäre die Familie das zweite, und ein Volk,
welches hieraus hervorgeht, eine dritte Durchbildung. In einem
Volke muss, damit es sich zum Staate entwickelt, sich ein Selbst-
bewusstsein erheben. S. 473. Näher definirt er dieses S. 474, wo
LV. Jahrg. 12. Heft. 59
 
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