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Nt. 51.

HEIDELBERGER

1862.

JAHRBÜCHER DBB LITERATUR.

Arnold Winkelried, seine Zeit und seine That. Ein historisches
Bild nach neuesten Forschungen. Vo'n Dr. Hermann von
Li eb en au 8. G. Fl. Aarau. Verlagsbuchhandlung von G. Fi.
Sauerländer. 1862 XIV. und 232- S. in 8.

Wir haben, als wir die Schrift des Herrn Rector Rauchen-
stein über die Sempacher Schlacht und die That Winkelrieds in
diesen Blättern (Jahrgg. 1861 S. 760 ff.) besprachen, das Ergebniss
dieser Schrift als ein solches bezeichnet (S. 763), bei welchem
man sich füglich beruhigen könne, insofern kein irgendwie ge-
nügender Grund vorhanden sei, die Quelle, aus welcher die An-
gabe dübel' Winkelried’s aufopfernde That stammt (Halbsuter’s Ge-
dicht), in Zweifel zu ziehen und somit das Faktum selbst zu be-
anstanden, oder als eine spätere Erfindung darzustellen: wir haben
dabei den Wunsch weiterer Bestätigung auf urkundlichem Wege
ausgesprochen, und ist diess bereits in so weit in Erfüllung ge-
gangen, als, wie unlängst gemeldet worden, seitdem von Herrn G.
v. Wyss eine Chronik aus dem Jahr 1438, also zwei und fünfzig
Jahre nach der Schlacht — aufgefunden ward, durch welche Winkel-
rieds That in der Schlacht bei Sempach äusser Zweifel gesteht ist,
während über den Verfasser jenes Liedes, das die Hauptquelle
über Winkelrieds That bisher bildete, Halbsuter aus Lucern,
eine Untersuchung angestellt worden ist, welche es wahrscheinlich
macht, dass unter den beiden unter diesem Namen vorkommenden
Persönlichkeiten bei dem Verfasser jenes Liedes nicht an den älteren
sondern an den jüngeren dieses Namens zu denken ist, welcher in
das fünfzehnte Jahrhundert fällt, und uns aus einer Reihe einzelner
sein Leben betreffenden Facten näher bekannt ist, wie er denn
von 1435 an bis zu seinem Tode, der nach 1470 erfolgt sein muss,
ein Mitglied der Hundert (d. h. des Grossen Rathes) zu Lucern
war, also immerhin unter seinen Mitbürgern eine geachtete Stel-
lung einnahm (s. Lütolf im Geschichtsfreund XVIII. S. 184 ff.,
besonders S. 195—202); setzen wir nun die Geburt dieses Halb-
suter in die ersten Jahre des fünfzehnten Jahrhunderts, so kann
er doch immer noch mit solchen, die die Schlacht mitgekämpft,
zusammen gelebt und von ihnen manche Mittheilung erhalten haben,
die er für sein Lied benutzte, namentlich über Winkelried’s That,
von welcher in dem kurzen Gedichte bei Rust, so wie in dem bei
Tschudi vorkommenden, auch kurzen Liede (Spruch vom Sempach-
Strit) Nichts vorkommt. Eine weitere Bestätigung für diesen (jüngeren)
Halbsuter und das ihm beigelegte Lied könnte selbst daraus ent-
nommen werden, dass, wie in einem Nachtrag zu dem erwähnten
LV. Jahrg. 11. Heft. 51
 
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