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Nr. 35. HEIDELBERGER 1862.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Wiegand: Gott, Welt und Mensch.

(Schluss.)
Das Verhältniss der Gottheit zur Welt und zum Menschen
bezeichnet er als „das in der Idee gegebene Verhältniss des Grun-
des zum Begründeten“ (S. 12). Gott ist als der „letzte Grund vom
Dasein der Welt und des Menschen“ auf der einen Seite von
der Welt unterschieden, auf der andern mit ihr zusammen-
hängend. Zwischen Gott und Welt gibt es „keine Trennung.“
Gott kann nicht „vor oder aus er der Welt“ gedacht werden.
Nur als „Grund“ ist Gott das „Erste“ und die Welt das
„Zweite“, nicht aber in „Zeit- und Raumverhältniss.“ Der
Deist „übersieht den Zusammenhang“ beider „einseitig“, der Pan-
theist „den Unterschied.“ Zu den letztem zählt der Herr Verf.
die Eleaten, Epikureer, Spinoza, Schelling als Urheber
der Identitätslehre und Hegel. Dem letztem wirft er vor, dass
„sein Pantheismus als eine dialektisch construirte Selbstvergötterung
des Menschen erscheint“ (S. 12). Gerade hier zeigt sich das
Missliche, in eine philosophische Propädeutik die Systeme und
Probleme der Philosophie aufzunehmen. Hegel’s System kann
in einer .solchen unmöglich dargestellt werden und dem Zög-
linge wird ein Vorurtheil gegen dasselbe beigebracht, ehe er es nur
kennen zu lernen Gelegenheit gefunden hat. Das Wort: Pan-
theismus ist ein* sehr viel deutiges Wort, auch gibt es verschie-
dene Arten des Pantheismus. Die „Selbstvergötterung des Men-
schen“ zeigt sich erst in den spätem Auslaüfen des Iunghegel-
thums. Man wird Hegel’s Philosophie besser M o nism u s nennen
zum Unterschiede vom Individualismus. Spinoza’s und der
Eleaten Philosophie ist mehr Akosmismus, weil nicht die Dinge
das Wesentliche sind, sondern das Sein, die Substsnz. Endlich
wird man die rein materialistischen und individuali-
stischen Epikureer nicht unter die Katogorie des wirklichen
Pantheismus bringen können, weil ihren Atomen das einigende
Band fehlt. Passend für einen vorbereitenden Unterricht werden
die Eigenschaften Gottes entwickelt, theils nach seinem
Unterschiede von der Welt, theils nach seinem Zusammenhänge
mit ihr (S. 12 u. 13). Die Frage nach der Unendlichkeit oder
Endlichkeit der Welt ist eine so sehr in die tieferen Probleme
der Philosophie eingreifende, dass man sie so wenig, als die verschie-
denen Auffassungensweisen Gottes in den philosophischen Systemen
LV. Jahrg. 7. Heft. 35
 
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