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Nr. 32.

HEIDELBERGER

1862.

JAHRBÜCHER SER LITERATUR.

Fichte’s Leben und Briefwechsel
(Schluss.)
„Ueber seinen Nachfolger weiss ich nichts. Wo ist der rechte
Mann? Ich denke, er wird uns noch erweckt werden“ (S. 184. 185).
S ch eHin g schreibt (26. Sept. 1794) an Fichte über die von ihm
bewunderten Fichte 'sehen Schriften, bringt ihm „den reinsten, innig-
sten Dank“ und die „unbedingteste Hochachtung“ dar, sagt von
F i c ht e’s Schrift: „über den Begriff der Wissenschaftslehre“, sie habe
„der Welt neue grosse Aussichten eröffnet.“ Fichte schreibt an ihn
(20. Juli 1799) über die preussische Regierung: „Die Regierung
ist — Was kann ich sagen? Die weimarische Regierung ist gegen
diese standhaft und fest und consequent und muthig. Vor mir
z. B. hat man einen panischen Schrecken gehabt und hat ihn wohl
noch.“ Als Kant sich von Fichte durch seine bekannte Er-
klärung im Intelligenzblatt der „allgemeinen Literaturzeitung“ los-
gesagt hatte, schreibt Schelling über Kant (12. Sept. 1799) an
Fichte: Diese (seine) Erklärung ist so abgefasst, dass auch dem
einfältigsten Menschen ihre Abgeschmacktheit und Bornirtheit sich
sonnenklar machen lässt.“ .... „Mag er (Kant) hiefür die todten
Gipsabdrücke seiner Kritik hinter sich schleppen, er verdient es
jetzt nicht mehr, so transcendental ausgelegt zu werden, als ob
er bewusstlos gesagt hätte, was ei' freilich, wie wir alle wohl
wussten, mit Bewusstsein nie gesagt hat, noch zu sagen fähig
war“ „Er hat sich selbst annihilirt und Sie brauchen weiter
nichts, als diese Selbstannihilation anzuerkennen und utiliter zu
acceptiren“ (S. 301. 302). Fichte an Schelling (15. Novbr.
1800): „Ueber die Promessen Fr. Schlegel’s auf dem Katheder
ist mir auch schon von anderer Seite geschrieben worden, er thut
durch sein Uebertreiben der Ehre der guten Sache viel Schaden.
Es könnte, denk ich, nicht schaden, gelegentlich sein beständiges
Rufen über die grossen Dinge, die da geschehen, während er doch
selbst von diesem Allem nichts gethan hat, in das gehörige Licht
zu stellen. Wie es sich unter Anderm auch mit dem Fach der
Kunstkennerei desselben verhalte und wie er auch da anderer Ur-
theile über Bücher, die er selbst nie gelesen, abhorcht und sodann
sie übertreibt und verunstaltet, habe ich von Tiek merkwürdige
Pröbchen gehört“ (S. 324). Zum Verständnisse des Entwicke-
lungsganges der Philosophie und der allmählig sich gestaltenden
Differenz des Fichte’schen und Schelling’schen Systems ist
LV. Jahrg. 7. Heft. 32
 
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