DOI Heft:
Nr. 48
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.44544#0275
Nr. 48. HEIDELBERGER 1862.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Synopsis der drei Naturreiche von Dr. Joh. Leunis. Erster Theil Zo-
ologie. Zweite Auflage. 1856—1860 mit 837 Abbildungen,
Schulnaturgeschichte von Dr. Joh. Leunis. Erster Theil Zoologie.
4. Auflage 1861 mit 670 Abitbildungen.
Wenn Werke grösseren Umfangs mehrerer Jahre bedürfen,
ehe sie vollendet vor das Publikum kommen und auch noch einige
Zeit verstreicht, bevor sie der Kritik unterstellt werden, so muss
diese Kritik oft bemüht sein, sich auf den Standpunkt der Zeit
zurück zu versetzen, zu welcher ersichtlich das Werk begonnen
oder die einzelnen Theile ausgearbeitet wurden. Grade bei zo-
ologischen Werken würde andernfalls das Urtheil hart und unge-
recht ausfallen, weil in den letzten Jahren an fast allen Punkten
die zoologische Materie ausserordentlich gefördert worden ist und
in fast gleich bedeutendem Grade die allgemeinen Gesichtspunkte
und die specielle Erkenntniss zoologischer, anatomischer und phy-
siologischer Thatsaclien gewonnen haben.
Grade dieses rasche Fortschreiten unserer Wissenschaft, an
welcher mehr und mehr die verschiedenen Nationen mitarbeiten,
erschwert aber überhaupt die Darbietung eines gleichmässig guten
Lehrbuches der Zoologie ausserordentlich und wir sind schon ge-
wohnt in einem Lehrzweige, welcher fortwährend in Menge die
musterhaftesten M öno gr ap hi en bietet, an die L ehr büch er und
H andbücher einen ziemlich bescheidenen Massstab anzulegen.
Seit das ausgezeichnete Handbuch von van der Floeven mit den er-
gänzenden Nachträgen von Leuckart (1850— 1856)mehr und mehr zu
veralten beginnt, ist man als Lehrer der Zoologie wirklich in Ver-
legenheit, welches Werk den Sturirenden anzurathen sei.
Indem wir so im Allgemeinen gewiss das Bedürfniss nach
einer Vermehrung unsrer derartigen Literatur vollauf anerkennen
müssen, können wir mit Rücksicht auf die oben angegebenen Be-
dingungen unserer Kritik an die Frage heräntreten, wie weit es
dem Verfasser gelungen ist, gerechte Ansprüche zu befriedigen.
Obwohl beide oben angegebnen Werke einen Leitfaden für ein
selbstthätiges Studium der Zoologie abzugeben bestimmt sind, haben
wir es doch natürlich hauptsächlich mit der Synopsis zu thun,
welche fast den dreifachen Umfang der Schulnaturgeschichte hat
und vorzüglich für Lehrer und für solche bestimmt ist, welche
sich wissenschaftlich mit beschreibender Naturgeschichte be-
schäftigen wollen.
In einem solchen Werke erscheint die Form kaum minder
LV. Jahrg. 10, Heft. 48
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Synopsis der drei Naturreiche von Dr. Joh. Leunis. Erster Theil Zo-
ologie. Zweite Auflage. 1856—1860 mit 837 Abbildungen,
Schulnaturgeschichte von Dr. Joh. Leunis. Erster Theil Zoologie.
4. Auflage 1861 mit 670 Abitbildungen.
Wenn Werke grösseren Umfangs mehrerer Jahre bedürfen,
ehe sie vollendet vor das Publikum kommen und auch noch einige
Zeit verstreicht, bevor sie der Kritik unterstellt werden, so muss
diese Kritik oft bemüht sein, sich auf den Standpunkt der Zeit
zurück zu versetzen, zu welcher ersichtlich das Werk begonnen
oder die einzelnen Theile ausgearbeitet wurden. Grade bei zo-
ologischen Werken würde andernfalls das Urtheil hart und unge-
recht ausfallen, weil in den letzten Jahren an fast allen Punkten
die zoologische Materie ausserordentlich gefördert worden ist und
in fast gleich bedeutendem Grade die allgemeinen Gesichtspunkte
und die specielle Erkenntniss zoologischer, anatomischer und phy-
siologischer Thatsaclien gewonnen haben.
Grade dieses rasche Fortschreiten unserer Wissenschaft, an
welcher mehr und mehr die verschiedenen Nationen mitarbeiten,
erschwert aber überhaupt die Darbietung eines gleichmässig guten
Lehrbuches der Zoologie ausserordentlich und wir sind schon ge-
wohnt in einem Lehrzweige, welcher fortwährend in Menge die
musterhaftesten M öno gr ap hi en bietet, an die L ehr büch er und
H andbücher einen ziemlich bescheidenen Massstab anzulegen.
Seit das ausgezeichnete Handbuch von van der Floeven mit den er-
gänzenden Nachträgen von Leuckart (1850— 1856)mehr und mehr zu
veralten beginnt, ist man als Lehrer der Zoologie wirklich in Ver-
legenheit, welches Werk den Sturirenden anzurathen sei.
Indem wir so im Allgemeinen gewiss das Bedürfniss nach
einer Vermehrung unsrer derartigen Literatur vollauf anerkennen
müssen, können wir mit Rücksicht auf die oben angegebenen Be-
dingungen unserer Kritik an die Frage heräntreten, wie weit es
dem Verfasser gelungen ist, gerechte Ansprüche zu befriedigen.
Obwohl beide oben angegebnen Werke einen Leitfaden für ein
selbstthätiges Studium der Zoologie abzugeben bestimmt sind, haben
wir es doch natürlich hauptsächlich mit der Synopsis zu thun,
welche fast den dreifachen Umfang der Schulnaturgeschichte hat
und vorzüglich für Lehrer und für solche bestimmt ist, welche
sich wissenschaftlich mit beschreibender Naturgeschichte be-
schäftigen wollen.
In einem solchen Werke erscheint die Form kaum minder
LV. Jahrg. 10, Heft. 48