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Nr. 53.

HEIDELBERGER

1862.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Adolf Bastian. Der Mensch in der Geschichte. Leipzig. Wiegand.
1860 und 1861. Drei Bände, gr. 8.
Der erste Band dieses bedeutenden Werkes enthält die Psycho-
logie als Naturwissenschaft, der zweite die Psychologie und Mytho-
logie, und der dritte die politische Psychologie.
Anlage und Inhalt des Werkes nöthigen uns, näher auf die
einzelnen Bände einzugehen, bevor wir ein Urtheil über das ganze
fällen.
Der erste Bund, die Psychologie als Naturwissenschaft auf
448 Seiten enthaltend, bringt uns gleich mit der Ansicht zusam-
men, welche der gelehrte Verfasser von der Psychologie und ihrer
Aufgabe hegt, wonach sie die Mission hat, „den weiter und weiter
auseinanderklaffenden Zwiespalt zwischen Glauben und Wissen zu
vermitteln, um den Grundstein einer einheitlichen Weltanschauung
zu versiegeln.“ „W ennbisher die Versuche, neueSysteme
aufzustellen, verunglückten, so lag die Ursache da-
von in der Vernachlässigung der Psychologie. Jetzt,
wo die naturwissenschaftlichen und historischen Vorarbeiten hin-
länglich weit gediehen sind, tritt die Psychologie als neues Glied
in die Reihe der Wissenschaften, um dadurch die Brücke zu schla-
gen von dem engen Kreis der Sinnlichkeit in das unendliche Reich
der Ideen. Wie die Alchymie durch die Chemie, kann unsere
Philosophie erst durch die Psychologie zur Wissenschaft werden.
Man muss zuvor analysiren; dann darf man construiren. — Von
dem rein philosophischen Gesichtspunkte geleitet, habe ich alle
ethnographischen sowohl wie chronologischen Anordnungen ganz
und gar unberücksichtigt gelassen, und auch die historische Kritik
nur wenig herbeigezogen, da das Eigenthümliche einer Denkspeci-
fität sich mitunter ebenso gut in den Erfindungen unbeachteter
Sekten, als in Darstelluug des gesellschaftlich Verwirklichten zeigt.
Ist der gonze Umfang der psychologischen Wissenschaft erst be-
schrieben, ihr Gebiet umgrenzt, so werden sich nachher leicht die
nöthigen Bestimmungen treffen lassen, um die scheinbare Ordnungs-
losigkeit zu vermeiden, die den an andere Gesichtspunkte allein
gewöhnten Leser frappiren möchte. Indess hat die Psychologie
dasselbe Recht, dem ihr natürlichsten Principe zu folgen, wie die
Geographie unabhängig von der Geschichte eintheilt, und diese von
jener, obwohl sich beide ergänzen.“ Nachdem wir so den Ver-
fasser in der Einleitung vernommnn haben, wollen wir zum In-
halte übergehen. Der erste Abschnitt (S. 1—315) spricht vom
harmonischen Kosmos, vom Organismus in der Natur, vom Nerven¬
LV. Jahrg. 11. Heft. 53
 
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