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834 Bastian: Der Mensch in der Geschichte.
System, vom Begriffsdenken, von der Entwicklungsperiode, vom
Gedanken und seinen Gegenständen, vom Gedanken des Einzelnen
(Geisterglauben), vom Gedanken in der Gesellschaft (der öffentlichen
Meinung), vom dualistischen Zwiespalt (Materie — Licht; Gutes —
Böses). Der Verf. geht, anlässlich seiner Erörterungen über den
harmonischen Kosmos (1—32), von der gegenseitigen Reaktion der
Dinge auf einander aus, knüpft an das Gesetz der Statistik an, worin,
wiewohl es noch nftsht ganz hervorgetreten, man sich dem Welt-
geist, der Frage’ an das Schicksal, zu nähern geglaubt habe, er-
wartet aber das Meiste von den Enthüllungen, welche eine Ge-
dankenstatistik geben wird. Glauben und Wissen sind die Gegen-
sätze, aus deren Versöhnung die neue Wissenschaft entspringen
wird. Unsere Zeit drängt zur Erkenntniss der Natur, der mensch-
lichen Wesenheit in ihr, damit das Volk, der Durchschnittsmensch,
errettet aus dem Wogenschwalle dunkler Leidenschaften, das freie
Land des Wissens betrete. Die naturwissenschaftliche Forschungs-
methode ist die Forderung der Gegenwart, und auf ihrer Basis
muss sich die neue Wissenschaft erheben. Weiter heisst es in
Bezug auf den Organismus in der Natur (33—56): „Wie das auf
gegenseitiger Wechselwirkung beruhende Nebeneinandersein der
Körper in ihrer Gesammtheit die Harmonie der Welt bedingt, so
muss jede specielle Beziehung, in welche einzelne derselben zu ein-
ander treten, immer eine entsprechende Modification zu relativ neuer
Abgleichung zur Folge haben, um diese Harmonie zu bewahren.
In dem höher complicirten Organismus des Thier’s wurde das
verbindende Netz des Nervensystems nothwendig, um die stattgrei-
fenden Veränderungen schon im Moment ihrer Entstehung gegen-
seitig zu vermitteln, und in der Auffassung des Actes dieser Ver-
änderung beruht dann die Empfindung In der Pflanze gleicht
sich der Einfluss des Aeussern schon durch unmittelbar materielle
Veränderungen aus, deren Nachklänge so schwach sind, dass sie
auf bereits kurze Entfernung von uns unter keiner Form oder Ge-
stalt mehr aufgefasst werden können.“ .... Empfindungsreize für
Gehör, Geschmack, Geruch u. s. w. leitet er aus Reizursachen her,
und diese definirt er als die Bewegungen der kleinsten Theilchen.
In demselben Zusammenhänge spricht er sich noch über die mathe-
matische Bestimmbarkeit der Töne, die Sprache als Luftfigur, das
Bewusstwerden der Temperaturverhältnisse, über den Druck und
das Trägheitsgesetz aus, und kommt dann S. 56 auf das Nerven-
system zu reden (bis S. 68). „Das Nervensystem im Thierorganis-
mus vermittelt die Beziehung der verschiedenen Theile zu einer
Einheit und tritt bei den Säugethieren besonders in drei getrenn-
ten Systemen auf. .... Beim Zurückgehen auf die letzten Ursachen
bleiben die Naturwissenschaften jetzt, nachdem die Herrschaft der
abstrakten Philosophie abgeschüttelt ist, bei dem allein noch fass-
lich Vorstellbaren stehen. Die Chemie spricht von den einfachsten
Atomelementen, aus denen sich die Körper zusammensetzten. Die
 
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