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Jfl. 40. HEIDELBERGER 1862.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Brugger: Zur Geschichte des Vereins der deutschen
Reinsprache.

(Schluss.)
Der Verein hielt sich durch Beharrlichkeit seines Gründers in
einer Zeit, in welcher alle Vereine eingingen und es gefährlich
war, überhaupt nur zu einem Vereine zu gehören. Der Zweck der
deutschen Reinsprache schien keinen staatlichen Zweck zu gefähr-
den und so liess man ihn ruhig stehen.
Vereinzelte Anklagen gegen den Begründer, die sich nicht auf
seinen Sprachreinigungsverein, sondern auf seine deutsche Eiche
und auf seine Ansichten von Gottglauben und Gottverehrung be-
zogen (§. 34 und §. 68, b), wurden von ihm mit der dem klaren
Verstände und dem Rechte eigenen Ruhe zurückgewiesen, und so
blieb der Verein zu jeder Zeit in seinem Bestände ungefährdet,
wenn er gleich in den Zeiten einer rückgängigen Bewegung weder
durch Versammlungen, noch durch öffentliche Reden ein Lebens-
zeichen geben konnte. Auch Schüler von Mittelschulen bildeten
Vereine zu diesem Zwecke, so in Meiningen und Karlsruhe.
Von den Briefen der Mitglieder des Vereins sind besonders die von
Hamm er-P ur gstall hervorzuheben nicht nur wegen der in
der gelehrten Welt so überaus hervorragenden Stellung dieses
Mannes, sondern auch wegen ihres Inhaltes selbst. Der Hr. Verf.
hat diese, wie andere. Briefe und selbst Vorträge in seinem Buche
mitgetheilt, weil sie treffende Belege und Beiträge zur Geschichte
des Vereins sind. Ref. weist hier auf Einzelnes aus den Briefen
von Hamm er-Burgstall an Dr. Bruggei’ hin. Hammer
ist nach einem Briefe vom 17. Brachmonat 1848 mit der von Dr.
Brügger für Bibliothek vorgeschlagenen Bücherei nicht
einverstanden, weil der ,,Anlaut mit Binderei, Malerei u. s. w. zu
falscher Auffassung verleite“ (S. 26). Er führt das arabische
Chasine-tol Kutub d. i. Bücherhaus als bezeichnender an. Allein
die Bibliothek ist vorerst nicht immer ein Haus. Das findet nur
auf öffentliche Büchersammlungen seine Anwendung. Häufig ist die
Büchersammlung in einem Saale, in einem Zimmer. Auch bezeichnet
man mit Biblioth ek nicht etwa den Ort der Sammlung, sondern
die Sammlung selbst. Man sagt z. B.r „Die Bibliothek ist in
diesem oder jenem Zimmer“ — das heisst doch wohl: die Bücher-
sammlung ist da oder dort. Treffend ist Hammers Einwendung
LV. Jahrg. 8. Heft. 40
 
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