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544:

Wiegand: Gott, Welt und Mensch.

zur Universitätsphilosophie behandelnden Vorworte (S. 3—7) gibt
uns der verdiente Herr Verf. seine Ansichten über „Gott, Welt
und Mensch“, wie sie etwa die Grundzüge einer philosophischen
Propädeutik bilden können.
Gott wird von dem Herrn Verf. bestimmt als „das höchste,
absolut-identische, daher in und durchsicli bestehende, von Nichts
abhängige und durch Nichts beschränkte Sein, das zugleich der
Grund ist von allem übrigen Sein, von der Welt und dem Men-
schen.“ Die Welt ist ihm ein „unter und durch Gottes Sein
mögliches und wirkliches Ganzes endlicher, nach nothwendigen
Gesetzen werdender und vergehender, in unendlich vielfachen Fugen
in einander eingreifender und mannigfaltig auf- und abgestufter
Wesen.“ Der „Mensch wird als das Wesen zwischen Gott und
Welt gedacht“. Die Welt und der Grund derselben gibt sich in
ihm auf der einen Seite „nach ihrer allgemeinen Einrichtung in
einem ihr Wesen vernehmenden (vernünftigen) Bewusstsein zu ge-
niessen“, auf der andern Seite, wie wohl dem unwandelbaren Natur-
laufe unterworfen, greift er mit selbstbewusster eigener Kraft in
dessen Erscheinungen“ ein, und „frei im Fühlen, Erkennen und
Handeln“ kann er sich erheben bis „zur Idee oder lebendigen
geistigen Anschauung, die das zum Vorscheinkommen des eigent-
lichen übersinnlichen Seins in des Menschen vernünftigem Be-
wusstsein offenbart“. Diese drei Ideen: Gott, Welt und Mensch
setzt die Philosophie voraus. Sie sucht ihnen nur grössere Ver-
deutlichung und bestimmtere Richtung durch ihre Entwickelung und
gegenseitige Zusammenstellung“ zu geben. (S. 8. u. 9) Beispiels-
weise wird auf Sokrates und Plato hingewiesen. Der Be-
griff Gottes, der Welt und des Menschen kann, wie weiter
bemerkt wird, nur aus ihrem wechselseitigen V er h ältnisse
bestimmt werden. Es ist gleichgültig, von welcher dieser drei
Ideen die Philosophie ausgeht.
Sie wird immer wieder, wenn sie von der einen Idee aus-
gcht, auf die andere kommen. Die Jonier gingen von der
Welt aus, Sokrates und die Sokratiker vom Menschen,
Plato von Gott. In der Lehre von Gott wird mit dem Unter-
schiede der Theisten, Theoskeptiker und Atheisten be-
gonnen. Sodann geht der Herr Verf. zu den so genannten Beweisen
für das Dasein Gottes über, entwickelt, in welchem vernünftigen
Sinne man allein das Beweisen Gottes nehmen könne und müsse,
zeigt die Unhaltbarkeit der eigentlichen Demonstration, stellt in
Kürze den ontologischen, kosmologischen, physiko - theologischen
und historischen Beweis für das Dasein Gottes auf und zeigt ihr
Ungenügendes (S. 11 u. 12).
(Schluss folgt.)
 
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