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Gr oh mann: Apollo Smintheus u. s. w.
älteste Heimath (d. i. Turfan u. s. w.) bewohnte. Diese Ansicht
erhält aber eine sehr bedeutende Unterstützung dadurch, dass ge-
rade dort gleichfalls eine Mäusesage sich nachweisen lässt. Chine-
sische Annalen berichten nämlich folgende Khotan (in Turfan) be-
treffende Sage: „Une armee de Hioung-nou (Turis) tres-consi-
derable vint faire une invasion dans le royaume de Khotan. Le
roi de ce pays n’avait pas de forces süffisantes pour s’opposer ä
1 ennemi. II fit donc preparer un sacrifice aux rats du desert et
les supplia d’6tre ses auxiliaires. La meine nuit il vit en songeun
gros rat qui lui dit: „Vous avez reclame notre secours, disposez
vos troupes pour livrer bataille demain matin et vous serez vain-
queur.“ Le lendemain le roi attaqua ä l’improviste les Hioung-nou.
Ceux-ci surpris voulurent monter ä cheval et endosser leurs ar-
inures, mais il se trouva que les harnais de leurs chevaux, les
habits des soldats, les cordes des arcs, les courroies de leurs cui-
rasses tout ce qui etait fait d’etoffe ou de fil avait ete entierement
rouge et mis en pieces par les rats. Ainsi priväs de tout moyen
de dcfense, ils tomberent sous les coups de leurs ennemis. Leur
general fut tue et l’armäe entiere fait prisonniere.“ Weiter wird
nun erzählt, wie der König von Khotan aus Dankbarkeit einen
Tempel baut und Opfer darbringt, die seitdem noch fortdauern.
S. Journal asiat. Ime Serie 3, 307 aus der Histoire de la ville de
Khotan, tiree des annales de la Chine et traduite du chinois par
Abel Remusat. Klaproth bemerkt hierzu: ,,Pendant mon sejour ä
Irkoutsk en 1806 on regut un rapport du commandant d’Okhotsk
qui portait qu’une troupe innombrable de -rats, ayant traverse la
mer, etait venue manger non seulement tout ce qui se trouvait dans
les magasins du gouvernement, mais les magasins eux mömes.“ In
dieser Angabe Klaproths bietet sich uns eine Mäuseäage neuester
Zeit, wenigstens sehen wir die Ratten gleichfalls ein Wasser durch-
schwimmen und sogar ganze Magazine auffressen. Man wird es
daher auch nicht überraschend finden, wenn ältere Sagen sie einen
Menschen verzehren lassen. Jene chinesisch-khotanische Sage nun
muss bereits in frühester Zeit nach Aegypten gedrungen sein; denn wir
begegnen ihr schon bei Herodot 2, 141, wovon die bei Grohmann
S. 49 angeführte Sielle des Polemo eine abgeschwächte Fassung
bietet. Wir sehen hier demnach eine neue Bestätigung dessen, was
ich in Ebert’s Jahrbuch für romän. Litteratur 3, 83 in Betreff des
alten Zusammenhangs zwischen Ostasien und Aegypten bemerkt
habe, wobei besonders auch noch der Umstand hervorzuheben ist,
dass in der chinesischen Fassung ebenso ein Traumorakel erscheint,
wie in der ägyptischen ; doch tritt in ersterer kein Gott auf, son-
dern ein Rattenkönig, so dass wir ersehen, wie alt und weitver-
breitet die auch jetzt noch vorhandene Vorstellung von einem sol-
chen sein muss. Was aber die alten Arier betrifit, so ist es höchst
wahrscheinlich, dass sie in ihren Ursitzen neben der Viehzucht
auch bereits Ackerbau trieben (s. Grimm, Gesch. d. deutsch. Spr.
Gr oh mann: Apollo Smintheus u. s. w.
älteste Heimath (d. i. Turfan u. s. w.) bewohnte. Diese Ansicht
erhält aber eine sehr bedeutende Unterstützung dadurch, dass ge-
rade dort gleichfalls eine Mäusesage sich nachweisen lässt. Chine-
sische Annalen berichten nämlich folgende Khotan (in Turfan) be-
treffende Sage: „Une armee de Hioung-nou (Turis) tres-consi-
derable vint faire une invasion dans le royaume de Khotan. Le
roi de ce pays n’avait pas de forces süffisantes pour s’opposer ä
1 ennemi. II fit donc preparer un sacrifice aux rats du desert et
les supplia d’6tre ses auxiliaires. La meine nuit il vit en songeun
gros rat qui lui dit: „Vous avez reclame notre secours, disposez
vos troupes pour livrer bataille demain matin et vous serez vain-
queur.“ Le lendemain le roi attaqua ä l’improviste les Hioung-nou.
Ceux-ci surpris voulurent monter ä cheval et endosser leurs ar-
inures, mais il se trouva que les harnais de leurs chevaux, les
habits des soldats, les cordes des arcs, les courroies de leurs cui-
rasses tout ce qui etait fait d’etoffe ou de fil avait ete entierement
rouge et mis en pieces par les rats. Ainsi priväs de tout moyen
de dcfense, ils tomberent sous les coups de leurs ennemis. Leur
general fut tue et l’armäe entiere fait prisonniere.“ Weiter wird
nun erzählt, wie der König von Khotan aus Dankbarkeit einen
Tempel baut und Opfer darbringt, die seitdem noch fortdauern.
S. Journal asiat. Ime Serie 3, 307 aus der Histoire de la ville de
Khotan, tiree des annales de la Chine et traduite du chinois par
Abel Remusat. Klaproth bemerkt hierzu: ,,Pendant mon sejour ä
Irkoutsk en 1806 on regut un rapport du commandant d’Okhotsk
qui portait qu’une troupe innombrable de -rats, ayant traverse la
mer, etait venue manger non seulement tout ce qui se trouvait dans
les magasins du gouvernement, mais les magasins eux mömes.“ In
dieser Angabe Klaproths bietet sich uns eine Mäuseäage neuester
Zeit, wenigstens sehen wir die Ratten gleichfalls ein Wasser durch-
schwimmen und sogar ganze Magazine auffressen. Man wird es
daher auch nicht überraschend finden, wenn ältere Sagen sie einen
Menschen verzehren lassen. Jene chinesisch-khotanische Sage nun
muss bereits in frühester Zeit nach Aegypten gedrungen sein; denn wir
begegnen ihr schon bei Herodot 2, 141, wovon die bei Grohmann
S. 49 angeführte Sielle des Polemo eine abgeschwächte Fassung
bietet. Wir sehen hier demnach eine neue Bestätigung dessen, was
ich in Ebert’s Jahrbuch für romän. Litteratur 3, 83 in Betreff des
alten Zusammenhangs zwischen Ostasien und Aegypten bemerkt
habe, wobei besonders auch noch der Umstand hervorzuheben ist,
dass in der chinesischen Fassung ebenso ein Traumorakel erscheint,
wie in der ägyptischen ; doch tritt in ersterer kein Gott auf, son-
dern ein Rattenkönig, so dass wir ersehen, wie alt und weitver-
breitet die auch jetzt noch vorhandene Vorstellung von einem sol-
chen sein muss. Was aber die alten Arier betrifit, so ist es höchst
wahrscheinlich, dass sie in ihren Ursitzen neben der Viehzucht
auch bereits Ackerbau trieben (s. Grimm, Gesch. d. deutsch. Spr.