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Günfbel: Das Bayerische Alpengebirge.

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macht. Es ist die einfachste und natürlichste Annahme —■ so be-
merkt derselbe — dass bei dem ersten Bildungsakt das Meerwasser
in geeigneten Buchten seinen Salzgehalt concentrirend in Vermen-
gung mit kalkigem Schlamme ausschied und diese Ausscheidung
mit einem vor erneuerter Auflösung schützenden Gesteinsmaterial
bedeckte. (Für die Mitwirkung von aus der Tiefe kommenden Salz-
Eruptionen spricht auch nicht eine der beobachteten Thatsachen.)
Die so gebildeten Salzablagerungen wurden erst nach einer un-
endlich langen Zeit, während welcher die nachfolgenden jüngeren
Sediment-Gebilde der Alpen entstanden und zum Theil über den-
selben sich ablagerten, aufs Neue von der Umbildungsthätigkeit an
der Erdoberfläche ergriffen. Die Erhebung der Alpenkette und die
an diese sich knüpfenden Erscheinungen wirkten zwar auf die
Salz umschliesseuden Thonschichten nicht anders, als auf jede
ähnliche weichere Gesteinsbildung des Hochgebirges. Die im Ge-
folge der Gebirgs-Erhebungen sich ausbildenden Zerspaltungen des
früher mehr ganzen und geschlossenen Kalk-Gebirges bis in seine
tiefste Tiefe gestattete jedoch den Atmosphärilien freieren Zutritt
zu den blossgelegten Schichten und es ist begreiflich, dass diese
Agentien, namentlich das Wasser mit grösster Energie auf das
leicht lösliche Salz wirkten. Hierdurch traten in Folge der Ge-
birgs-Erhebung bei den Steinsalz-Ablagerungen ganz andere Er-
scheinungen, als bei dem starren, weniger zerstörbaren Kalk-Ge-
birge ein. Es begann damit der zweite Akt dieses Salz-Gebirges,
der in grossartigster Weise durch Umgestaltung und theilweise
Zerstörung sich thätig zeigte. Die grösste Masse des Steinsalzes
in oberer Teufe verdankt dieser Umformung ihren jetzigen Be-
stand. Die Auflösung des Salzes im eindringenden Wasser und
die Erweichung des umschliessenden Salzthons verursachte näm-
lich zunächst Zusammenbrüche selbst der das Dach bildenden ge-
waltigen Kalkmassen. Ein Theil dieses Niederbruchs wurde von
den Fluthen fortgeschwemmt und der Ebene zugeführt; ein Theil
bildete sich etwa, hinter einem vorspringenden Felsen-Damme zu
einer mächtigen Schutt- und Schlamm-Masse aus, welche sich über
den unzerstörten, tieferen Lagen ausbreitete. Der völlig erweichte
Thon gestattete sogar grossen herabgestürzten Kalk-Felsen sich
in dieselben einzusenken und so entstanden jene abnormen, am
Salz-Gebirge angelagerten und jene rings umschlossenen, isolirten
Kalkmassen inmitten des Haselgebirges. Die salzführenden Schichten
wurden durch das eindringende Tagewasser entweder mehr oder
weniger ihres Salz-Geha tes beraubt, ausgelauchtes Gebirge;
oder es wurde das theilweise zusammengesunkene Haselgebirge
durch das von Salz gesättigte, aus oberer Teufe zusitzende Wasser,
das keinen freien Abfluss mehr gewinnen konnte, durchtränkt und
so durch wiederholte Ausscheidung des Salzes aus diesem einge-
drungenen Sool wasser zum zweitenmale Salzgcbirge, regenerirtes
Salzgebirge. Dieselben Vorgänge der Umbildung, Zerstörung
 
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