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Hou'sse: Die Faustsage.

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Der Jesuit Delrio (1599) zählt Faust zu den Magiern, welche
den Leuten Geld ausbezahlen, das sich nachher in Hornschnitzel
verwandelt. Samuel Meiger(1599) spricht von der „Unsinnigkeit
Fausts“, der zu Venedig habe „ohne Federn fliegen“ wollen und
er habe so fortgelebt, „biss sein Glass war ausgelauffen, da zerbrach
ihm der Teufel den Hals.“ Der Jurist, Philipp Camerarius,
sagt, dass Faust zur Zeit „unserer Väter“ sich durh seine „wun-
derbaren Betrügereien“ einen Namen unter den Zauberern erwor-
ben habe; es lebe fast keiner im Volke, der nicht einen Beweis
seiner Kunst erwähnen könne, er habe vieles von denen gehört,
die diesen Betrüger kannten. Das beweise seine Zauberkunst, wenn
„anders, fügt er selbst bei, dies eine Kunst und nicht ein
sehr leerer Betrug ist.“ Er erzählt nun die in Göthe’s Faust
in die Scene von Auerbachs Keller übergegangene Trauben- und.
Nasengeschichte, die auch im ältesten Faustbuch steht, und nennt
die Erzählung, obschon lächerlich, doch wahrhaft teuflisch. Alle
diese von dem Herrn Ä’erf angeführten Zeugnisse sind längst von
den Darstellern der Faustsage benützt worden und zeigen uns
deutlich, wie wenig der Herr Verfasser das damit beweisen kann,
zu dessen Begründung er sie erwähnt. Die von demselben neu
aufgezählten Zeugen, Simon Majolus (1610), der Jesuit
Jeremias Drexelius (1638), Conrad Dietrich (1664),
Gisbertus Ä’oetius, haben später gelebt und ihre Vorgänger
blos ausgeschrieben. Man kann daher auch diesen Zeugnissen
keinen Werth beilegen. Majolus und Drexelius schreiben
blos die Trauben- und Nasengeschichte aus Camerarius ab und
Dietrich erwähnt den schon von Manlius erzählten Flugver-
such Fausts. Voetius führt das Teufelsbiindniss ohne Angabe
irgend einer Quelle an. Wie wenig Glauben er verdient, beweist seine
Annahme von Teufelsmerkmalen, welche der Satan seinen Bündnern
in die Haut drücke, um sie in seirie Genossenschaft aufzunehmen,
wie die Christen durch die Taufe, die Juden durch die Beschnei-
dung in ihre Religionsgesellschaft aufgenommen würden. Motsch-
mann (1735), der eine Erfurter Chronik als Quelle erwähnt, wurde
schon von früheren Darstellern angeführt. Die Chronik, auf welche
sich dieser Schriftsteller, welcher das Teufelsbündniss und einige
Schwänke Fausts erzählt, berufen hat, ist „von ihm nicht ange-
geben.“ Der Zusammenhang zeigt, dass er aus der Sage schöpfte.
Der Herr Verf. selbst sagt, dass dessen Geschichten auf „keine hi-
storische Gewissheit“ Anspruch machen können. Ref. kann übrigens
darin den Motschmanns Schrift von dem Herrn Verf. beige-
legten „historischen Werth“ nicht finden, dass man sehen könne,
„wie sich der Glaube des Volkes und der Gebildeten an den Schwarz-
künstler bis in’s 18. Jahrhundert hinein lebendig erhielt“, und dass
sich schon hieraus auf eine „ausserordentliche Erscheinung“ schliessen
lasse. Referent findet hierin nichts „Ausserordentliches“, da ja
der Glaube an die dämonischen Zauberwirkungen in Joh. Fausts
 
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