Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
130

Semmig: Geschichte der französischen Literatur.

der Menschen philosophirte, dankt er jenes anerkennende Prädicat
aus dem Munde Boileau’s: le Contemplateur.
Der Biographie Moliere’s, die im ersten Bande enthalten ist,
kann man nachrühmen, dass sie die Vorarbeiten nach Kräften zu
einem übersichtlichen Ganzen zu vereinigen gewusst hat. Ihr so-
wohl, wie dem Precis de l’histoire du Theätrc eu France (Bd. I.
S. IV.—XXXV. klebt aber das Fehlerhafte der französischen Ge-
schichtsschreibungsmanier an, ein Tadel, der uns nicht hindert, den
Freunden des Schriftstellers zu gratuliren, dass so umsichtig Sorge
getragen ist, denselben in einer Ausgabe Alles das zugleich zu
bieten, was ein deutscher Herausgeber zwischen einer Textausgabe
und einem Literaturwerk theilen würde.
Was der vorliegenden Ausgabe entschieden zum Lobe ge-
reicht, ist der sehr saubere und elegante Druck, welcher sie zu
einer wahren Prachtausgabe macht.
öi·, II. ISoergeias.

Semmig, Dr.} Geschichte der- französischen Literatur im Mittelalter
nebst ihren Beziehungen auf die Gegenwart. Leipzig, Wiegand
1862. XVI und 376.

Der Verfasser, Deutscher von Geburt, aus Sachsen, seit den
stürmischen Tagen von 1849 zum unfreiwilligen Aufenthalte in
Frankreich seitdem verurtheilt, voll Liebe für das Land seiner Zu-
flucht, ohne die Liebe zur Heimath zu verlieren, gibt in dieser
Schrift Zeugniss von seinen Studien in der mittelalterlichen Literatur
Frankreichs. Das Buch zerfällt in die Geschichte der französischen
Literatur im Mittelalter, wie der Titel besagt, und in eine Vorge-
schichte dazu, die die ersten 84 Seiten einnimmt, und dem fran-
zösisch geschriebenen Briefe an den Akademiker Jules Michelet
zufolge die erste Lieferung bildet. Die eigentliche „Geschichte etc.'1
die die Dedication an den verstorbenen Archäologen Armand Gue-
raud in Nantes, dem der Verfasser im Leben nahestand, an der
Spitze trägt, nimmt die grössere Zahl der Seiten (91 — 376) in
Anspruch.
Sehen wir, wie I)r. Semmig, den man als Verfasser einer
Schilderung der Vendee unter dem Titel „drei Tage in der \ endee“
aus dem Stuttgarter Morgenblatt (Winter 1859 — 60) kennt, sich
diesen Stoff zu eigen gemacht hat! Interessant ist der Abschnitt:
„Vorgeschichte“ wegen der Mittheilungen und Auszüge aus den
celtischen (bretonischen) Literaturresten, besonders aus der Lyrik
der Bretagne (Sones ·= Liebeselegieen) von S. 22—39; aus der
Prosa (Mährchcn z. B. vom Ritter Blaubart u. s. w.) von S. 40
bis 43; dann aus der Dramatik der Bretagne (Graf Wilhelm von
Poitou S. 44—56; die Haimonskindcr; die h, Triffine S. 56 — 67).
 
Annotationen