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"Beb er weg: Geschichte der Philosophie. 207
trächtlichste Unterschied der Epikureischen Atomistik von der De-
mokritischen (S. 139) hervorgehoben, dass Epikur die Atome
vermöge einer Art von individueller Selbstbestimmung oder Willkür
um ein weniges von der (durch die Schwere bedingten) Falllinie
abweichen lässt, um den ersten Zusammenstoss su erklären. Dieses
berechtigt aber keineswegs zu der Annahme, dass Epikur die
Freiheit, die er dem menschlichen Willen zuschreibt, gewisser-
massen schon in die Atome hineinsetzt (S. 140). Eben, weil die
Bewegung der Atome „nicht von dem Gedanken des Zweckes ge-
leitet“ ist, muss dieses anders aufgefasst werden. Schon bei den
ältesten Atomisten werden die Atome als die letzten Elemente des
Alls durchaus als beseelt gedacht (Blut, placit. phil. IV, 4). Die
Bewegung geht dort ebenfalls von den beseelten Atomen aus, nur ist
sie in der altern Atomistik eine andere, eine zitternde oder schwin-
gende, eine die Atome an einander stossende und die Wirbelbewegung.
Nach Cicero wird S. 149 die Schule der Sextier erwähnt,
die um den Anfang der christlichen Zeitrechnung eine kurze Zeit
hindurch blühte und eine Mittelstellung zwischen Pythagoreismus,
Cynismus und Stoicisrnus einnahm (S. 149). Ihr Begründer war
Q. Sexti us. Unter seinen Anhängern wird auch Sotion von
Alexandria, Senecas Lehrer, genannt. Die Hauptelemente der
Philosophie der S extier sind pythagoreische (S. 153). Viel ausführ-
licher und genauer, als solches sonst in Umrissen zu geschehen
pflegt, ist der Neuplatonismus dargestellt.
In der letzten (neuplatonischen) Periode der Griechenphilosophie
ist nicht nur nach der von dem Herrn Verf. gegebenen Andeutung
die Theosophie gegenüber der Kosmologie des ersten und der An-
thropologie des zweiten Zeitraums das vorherrschende Merkmal,
sondern das neuplatonische Wesen wird nach des Ref. Dafürhalten
und zwar hauptsächlich daran erkannt, dass es, wie die Systeme
der Stoiker, Epikureer und Skeptiker, vom subjectiven praktischen
Bedürfnis des Menschen ausgeht und damit das ideale Princip der
objectiven Welt zu verbinden versucht. Der Verfall zeigt sich
deutlich in dem immer mehr vorherrschend werdenden Einflüsse des
religiösen Glaubens auf die Philosophie, im Mangel an Ursprüng-
lichkeit des Denkens, in der Zusammenstoppelang der Weltan-
schauung aus verschiedenen Philosophemen, Gülten und Religionen
des Orients und Occidents, in dem Einflüsse, welchen Magie und
Phantasterei aller Art auf philosophische Lehren gewinnen. Der
Synkretismus, der von Alexandria ausgeht, ist die Seele dieses Zeit-
raumes. Am Füglichsten würde man den jüdisch-griechischen, wie
in Aristobulos undPhilo, den christlich-griechischen, wie in
Clemens Alexan drinus, 0 rigenes u.s. w. und den heidnisch-
griechischen, wie in Ammonius Sak kas, P 1 o tiη , P o r p h yr i us,
Jamblichus, Proklus u. s. w. unterscheiden. Die Neupytha-
goreer spielen gegenüber diesen wesentlich unterscheidenden Merk-
malen eine untergeordnete Rolle.
Treffend wird als das früheste Document alexandrinisch-jüdi-
 
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