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Weigand: Traitö de Versification francaise.

2) wo sie eine Zweideutigkeit veranlassen könne z. B. (Boileau):
„La vertu d’une coeur noble est la margue certaine.
Den Beschluss des ganzen Werkes machen einige kurze Be-
merkungen über die Eigenthümlichkeiten des Stils, der nach Marot der
— Marotische Stil heisst, und das genre poissard, oder den sermo
plebeius der Pariser, worin Beranger seine Vaudevilles gedichtet hat.
Alle Ergebnisse unserer Detailprüfuug zusammengenommen,
steht das Buch einzig in seiner Art. Indem es bei der Lektüre
der französischen Dichter als Nachschlagebuch für den Unterricht
über die vorkommenden Formen dient, eine Function, die u. a. bei
einem methodischen Unterricht unentbehrlich ist, kommt es den
philologischen Bedürfnissen des französichen Sprachunterrichts über-
haupt entgegen, und ist es zu wünschen, dass es in Kreisen dieser
Art, Schulen etc. Eingang findet. Wir sind der Abhandlung des
Verfassers grossen Dank schuldig, und wenn der Letztere finden wird,
dass unsere Ausstellungen mehr den Geist der Belehrung athmen,
als des absoluten Urtheils, so wird er leicht an diesem Correctiv
sich für die Erweiterung seines Buches aufarbeiten können.
Was den französischen Unterricht in der Gegenwart betrifft,
so steht es in Deutschland damit noch nicht so, dass er als Vor-
schule zur formellen Bildung des Gedankens und der Bildung über-
haupt auch nur in Bürgerschulen und Realschulen dienen kann.
Man hat die Frage aufgewmrfen, ob nicht die Möglichkeit nachge-
wiesen werden könne, dass sich auch das Französische durch sich
selbst unter Voraussetzung entsprechender Behandlung befähigen
kann, und zwar in höherem Grade, und in wesentlich anderer
Weise, als dies bei dem bisherigen Unterrichtsgange, dem heuristisch-
praktischen, geschehen ist.
Im Gegensatz zu den alten Sprachen, die durch ihre starr ge-
wordene Natur sich, wie bemerkt, zur Jugendbildung eignen, fragt
es sich bei den modernen, in pädagogischer Beziehung, galten die-
selben bisher als ein ebenbürtiges Zuchtmittel für die Form? und
dann: Sind sie befähigt, es zu werden?
Auf erstere Frage wird man mit: Nein! antworten, und die
Klage zugeben müssen, dass die Fähigkeit nicht vorhanden war,
den richtigen Gesichtspunkt zu treffen, wesshalb in dem Latein das
unumgänglichste Vorbildungsmittel verrnuthet wurde, da es nur ein
methodisches und wissenschaftliches ist.
Auf die zweite Frage kann ein zuversichtliches: Ja! erfolgen.
Kommt es doch in dem Unterrichte, wie überall anderswo immer
darauf an: wie man eine Sache auszubeuten im Stande ist. Die
Form entscheidet im Unterricht Wo der Ausgangspunkt für das:
Wie? liegt, erfährt man mit der Einsicht, das Französische zu be-
handeln wie das Latein, — natürlich nur im Unterricht für die
Jugend, da die Zeit, welche die Art dieser Behandlung erfordert,
auf dieser Altersstufe noch zu haben ist, die französische Gramma-
tik einzurichten, wie dort, und die Classiker der Franzosen zube-
 
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