Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins.

243

abfloss. Ich bemerkte dabei, dass aus dem oberen Ende des Kühlrohrs
ein Gas austrat, das sich mit Brom zu einer im Wasser untersin-
kenden Flüssigkeit verband. Der Inhalt des Kolbens bestand aus
Jodsilber, und zwei übereinander geschichteten Flüssigkeiten. Ich
setzte noch etwas Wasser zu und destillirte dann über der Lampe
bis das eingesenkte Thermometer auf 100° gestiegen war. Auch
in der Vorlage hatten sich zwei Schichten gebildet; die obere be-
stand aus einer leicht beweglichen dem Pfeffermünzöl ähnlich rie-
chenden Flüssigkeit. Die untere Schicht trübte sich bei Zusatz
von Wasser. Es wurde deshalb eine grössere Menge Wasser zu-
gesetzt und so noch eine gewisse Portion der leichteren Flüssig-
keit gewonnen. Diese wurde mit Wasser noch mehrmals gewaschen,
dann mit geschmolzenem Chlorcalcium getrocknet und aus dem
Wasserbad destillirt. Sie ging vollständig zwischen 60° und 62°
über und erwies sich bei der Analyse als Propyläther C6 II14 O.
Die Bildung desselben versteht sich leicht, wenn man sich denkt,
dass sich 1 Mol. Silberoxyd und 2 Mol. Propyljodür nach folgen-
der Gleichung zersetzt haben:
(C3 H, J)2 + Ag2 O + C3 H, Ö C3 H, + (Ag J),
sie lässt sich aber auch durch die Annahme erklären, dass zuerst
Propylalkohol gebildet wurde, der sich dann mit einem Theil Pro-
pyljodür nach folgender Gleichung umsetzte:
C3 H7 O TI 4- C3 Hy J = C3 Hy 0 C3 Hy 4- J H
der Jodwasserstoff bildet dann mit dem Silberoxyd Jodsilber und
Wasser. Man kann auch wohl annehmen, dass Propylalkohol und
Silberoxyd zusammen als Silberpropylalkoholat wirken und dass
dann die folgende Gleichung die Reaction ausdrückt:
C3 Hy 0 Ag 4- C3 Hy J = C31-Iy 0 C3 Hy + Ag J.
Mag man nun den einen oder anderen Vorgang für richtig
halten, jedenfalls muss die Bildung des Aethers, eines Anhydrids in
einer überschüssiges Wasser enthaltenden Flüssigkeit für diejenigen
von Interesse sein, welche noch der Ansicht huldigen, dass die
Aether nur durch Wasserentziehung aus den Alkoholen entstehen
könnten.
Die unter dem Aether befindliche wässerige Schicht wurde
zunächst auf dem Wasserbad destillirt, so lange noch ölige Streifen
in dem Kühlrohr sichtbar waren. Das Destillat wurde dann mit
kohlensaurem Kali gesättigt, dadurch schied sich über der wässe-
rigen Lösung dieses Salzes eine Flüssigkeitschicht ab, welche
durch eine Glashahnbürette getrennt und mit entwässertem Kupfer-
vitriol zusammen gebracht wurde. Nach eintägigem Stehen wurde
sie auf eine neue Portion des genannten Entwässerungsmittels
gegossen und da keine Bläuung mehr eintrat nach einigen Stunden
destillirt. Fast die ganze Menge der Flüssigkeit ging bei 80° über.
Bei einer nochmaligen Destillation zeigte sie den constanten Siede-
punkt von 80°. Sie wurde analysirt. Mehrere übereinstimmende
Analysen lieferten Resultate, welche genau der Zusammensetzung
 
Annotationen