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272 Sentis: De jure testamentorum.
De jure testamentorum a clericis saecularibus ordinandorum. Disser-
tatio inauguralis, quam cum thesibus adscriptis illustris Jurecon-
sultorum ordinis titteraruni universitatis Fridericiae Guilelmiae
Ilhenanae auctoritate, ut summos in utroque jure honores rite
legeque adipisceretur} scripsit et die VI mensis Augusti anni
MDCCCLXII hora XII in aula academica majori defendet
Franciscus Jacobus Sentis, archidioecesis Coloniensis
presbyter. Bonnae formis Caroli Georgi. 76 pp. 8.
Der Verf. erörtert in cap. I (p. 5—25) das jus antiquum von
den sogen. Canones Apostolorum an bis in das 13. Jahr-
hundert, im cap. II (p. 26 — 50) das Recht des Mittelalters, nament-
lich in Deutschland, und zeigt an der Hand der Synoden, der De-
kretalen, Statuten der Capltel u. s. w., wie und mit welchen Be-
schränkungen sich allmählig die Befugniss der Cleriker zu testa-
mentarischen Verfügungen entwickelte. In cap. III. (p. 51—76)
wird die Bildung des neuern Rechts seit dem Tridentinum darge-
stellt. Es war hier namentlich mit Rücksicht auf den Art. XXI
des österreichischen Concordats eine Controverse entstanden, indem
von Moy im Archiv für kath. Kirch. *Bd. II. S. 492 ff. behauptet
hatte, das Concordat habe die alte canonische Vorschrift für das
bürgerliche Gebiet erneuert, wornach die Geistlichen das aus ihrem
kirchlichen Einkommen Erübrigte, ihr peculium clericale auch wieder
der Kirche letztwillig zuweuden sollten. Schulte hatte im Arcli.
f. kath. Kirch. Bd. III. S. 284 ff. dagegen bemerkt, dass diese
letztere Bestimmung nur mehr eine moralische Verpflichtung für
die Geistlichen enthalte, denn durch kirchliches Gewohnheitsrecht
hätten die Geistlichen pro foro externo ein unbeschränktes Recht zu
testiren erlangt. Diese letztere Meinung wird nun von Sentis
ausführlich begründet, ist auch in den im Jahr 1808 zu Gran und
Wien abgehaltenen Provincialconcilien bestätigt, übrigens von Moy
selbst schon bei Mittheilung der Decreta des Wiener Concil im
Archiv f. kath. Kirch. Bd. IV. S. 438 anerkannt worden. So
wird es auch praktisch in Oesterreich und Deutschland, Frankreich,
England und anderwärts gehalten.
Wenn die Erstlings-Schrift von Sentis auch zu keinem neuen
Resultate führt, so verdient dieselbe doch wegen ihrer klaren fass-
lichen Darstellung, durch die Sorgfalt, mit welcher die einschlägi-
gen Quellen und Literatur benützt sind und so die vorliegende
Frage so zu sagen erschöpfend beantwortet ist, grosse Aner-
kennung. Weriug;.
 
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