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306

Nitzs ch: Zur epischen Poesie der Griechen.

bei einem Manne, der mit solcher Gewissenhaftigkeit, Umsicht und
Gründlichkeit zu arbeiten pflegte, wie es der Verfasser war, die
einmal übernommene, ihn persönlich ansprechende Arbeit einen
immer grossem Umfang gewann, und sich, wie das Vorwort sagt,
sehr bald unter seinen Händen zu einer eingehenden Revision dieser
wissenschaftlichen Debatte erweiterte, die schon lange der Mittel-
punkt seiner Studien geworden war. Und da ein jeder hier ein-
schlagende Versuch, jeder Beitrag zur Lösung dieser Frage, in
welchem Sinne auch immer, geprüft und gewürdigt werden sollte,
so konnte bei dem stets Neuen, das bald hier bald dort auftauchte,
kein eigentlicher Abschluss erfolgen: im Gegentheil, derselbe zog
sich immer weiter hinaus, bis ein unerwarteter Tod den Verfasser
mitten in diesen Studien ereilte. Was von der Arbeit vollständig
und zum Druck vorlag, und unter einer Reihe verschiedener Re-
dactionen „durch die abschliessende Ordnung, durch die äussere
Sauberkeit und Uebersichtlichkeit“ sich entschieden als die letzte,
zum Druck bestimmte zu erkennen gab, das wird in diesem Bande,
dessen Druck Herr Professor Overbeck geleitet, mitgetheilt, es
ist eben, wie das Vorwort bemerkt, „ein ganzes Stück eines leben-
dig bewegten, wissenschaftlichen Lebens, von Tag zu Tag, von
Stunde zu Stunde weitergefördert, die Aufgabe und die Lust eines
Alters voll stiller, innerlicher Heiterkeit, Frische und Arbeitslust.“
Und diesen Eindruck hinterlässt auch in der That die ganze rein
objective Fassung und Haltung des Werkes, das, ungeachtet ein
nahmhafter Theil desselben, seinem Inhalte nach, polemischer Natur
ist, doch nirgends in eine verletzende Polemik sich einlässt, sondern
durchweg blos die Sache selbst im Auge behält und diese mit
Ruhe und Würde in streng wissenschaftlicher Weise behandelt.
Wir nehmen darum auch diese letzte Arbeit des Hingeschiedenen,
welche sich an seine „Sagenpoesie“ mehrfach anschliesst, mit allem
Danke an; wir wollen uns auch hier keineswegs in eine Kritik
derselben einlassen, wohl aber in der Kürze den Inhalt derselben
angeben, um dadurch die Aufmerksamkeit Aller Derer, welche für
die heut zu Tage noch immer in so verschiedenem Sinn bespro-
chene, und darum keineswegs erledigte homerische Frage, so wie
für alle die weiter damit zusammenhängenden Fragen über die
ältere Poesie der Hellenen sich interessiren, auf dieses Werk zu lenken:
wir glauben diess um so mehr thun zu müssen, als gerade in jüng-
ster Zeit die negative Richtung in einer Weise aufgetreten ist,
welche weit über das Mass dessen hinausgeht, was früher, seit
dem Auftreten Wolf’s in dieser Hinsicht geschehen war, und in
völliger Nichtbeachtung der Zeugnisse des Alterthums die im Alter-
thum selbst herrschende Ansicht über den Haufen zu werfen und
an ihrer Stelle die Phantasiegebilde einer doctrina umbratilis, die
sich mit dem Namen der Kritik brüstet, zu setzen bemüht ist. Um
so lieber wird man aber auch einer Stimme folgen, die unbeirrt
von den Ansichten und Meinungen des Tages, die Grundsätze einer
 
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