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36S

Kreuz: Zur Charakteristik von Wessenberg.
durch in’s Bewusstsein des Volkes einzuführen bestrebt war, nament-
lich in Beziehung auf Kirche und Staat, aber am weit greifendsten
durch eine neue Organisirung des katholischen Kirchenwesens.“ Er
war von der „Uebereinstimmung der Vernunft und Offenbarung“
überzeugt (S. S7). Eine „ÄTersöhnung und Vermittlung“ extremer
Richtungen mit „möglichster Schonung und Beibehaltung der alten
Formen“ erschien als seine Hauptaufgabe (S. 60). Die Durchfüh-
rung „gelang ihm nicht.“ Der Verf. wirft die Frage auf, ob es
„andern, die in seine Fusstapfen treten, besser gelingen werde?“
Er gibt die Entscheidung S. 60 dahin: „So lange der Papst Sinn
und Herz verschlossen hält gegen die Lehre des Evangeliums: Seli-
ger ist geben, als nehmen, und er immer nur nimmt und nicht gibt;
ferner: Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet, verdam-
met nicht, so werdet ihr auch nicht verdammet; so lange ist kein
Heil zu erwarten von Rom.“ Des Johannes Worte: Brüder liebet
euch unter einander! waren des neunzigjährigen Wessenberg
Losungsworte. In diesen einzigen Worten war, wie er sagte, „die
ganze Bestimmung des Menschen“ ausgesprochen. Nicht die „For-
men der Anbetung Gottes“, sondern „der Geist und die Wahrheit“
machen lebendig. Ein den genannten vier Aufsätzen beigegebener
Anhang enthält „eine Kritik des Katholicismus, vorzüglich in Be-
ziehung auf die Verfassung“, die in der Charakteristik nur im All-
gemeinen berührt werden konnte. Die ausführlichere Darstellung ist
„nicht für den eigentlichen Gelehrten“, sondern für „den Gebilde-
ten jeder Confession, jedes Standes und Alters bestimmt, der sich
über die das religiöse Leben der Gegenwart bewegenden Gegensätze
zu orientiren wünscht“ (S. VIII).
Der Anhang umfasst unter der Ueberschrift: „Katholicis-
mus und Autoritätsglaube“ zwei Abhandlungen von S. 62
--79 und von S. 79—116, so wie eine Schlussbemerkung mit der
Ueberschrift „Aussichten“ (S. 116 —118).
In diesen Abhandlungen werden von dem denkenden Herrn
Verf. mit philosophischem Geiste die richtig aufgefassten Begriffe,
auf welche es bei der Durchführung der vorgesetzten Aufgabe
allein ankommt, entwickelt. Zu diesen Abhandlungen wurde er zu-
nächst durch einige Artikel über Hus’ Tod in der Konstanzer Zei-
tung veranlasst,. welche eine „tiefere Begründung dieses hoch wich-
tigen Gegenstandes in gemässigtem Tone und ohne die bekannten
Schlagwörter aufreizenden Charakters zu geben versprachen.“
(Schluss folgt.)
 
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