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Kreuz: Zur Charakteristik von Wessenberg.

Wirksamkeit ist unbedingt, er spannt überall bin seine Netze aus,
und nimmt die mannigfaltigsten Gestalten und Formen an, um zu
seinem Zweck zu gelangen.“ Als Hauptträger desselben werden
Ignaz von Loyola, Lainez und Bella rmin, in der neuern
Zeit de Maistre, Montalembert, als Vertreter der gallikani-
schen Kirche G er s ο n und Gr e g o ir e, der deutschen F eb r o ni u s
(Hontheim), die Kanonisten der Jose phinischen Zeit (P e -
reira, Rautenstrauch, Rieger, Sauter, Rue f), v. Dalberg
und v. Wessenberg genannt. Mit Recht wird das katholische
Episkopalsystem als ein „nicht unbedeutendes Moment des Fort-
schritts“, als „das anbrechende Morgenroth des neuen Geistes, des
individuellen Wissens und Wollens, überhaupt der Emancipation von
der äussern Autorität des blinden Glaubens“ (S. 99 u. 100) be-
zeichnet. Doch, wird richtig beigefügt, ist dieses Morgenroth „inner-
halb des Katholicismus Morgenroth geblieben und hat sich nicht
zum Aufgang erhoben.“ Denn weder in der papalen noch in der
episkopalen Auffassung trat man aus dem Autoritätsglauben an die
PlierarQhie heraus Die Lehre blieb „vollendet“ und „unbeweglich.“
„Unbedingte Unterwerfung“, „unbedingter Glaube“ war „absolutes
Gebot.“ „Weder Forschen noch Wissen oder aber nur ein im Sinn
und Buchstaben dieser (der einmal feststehenden) Lehre sich be-
wegendes Forschen und Wissen, nur Apologie, nicht Polemik, nur
ewiges Ja, nicht Nein, nur Poniren, nicht Negiren ist gestattet.“
Man geht unrichtig „von der absoluten Voraussetzung der ab-
soluten Wahrheit“ aus. „Wissen“ oder „Denken“ sind „ganz und
gar überflüssig“ (S. 100). Die „Freiheit des Subjects“ ist also in
keiner der beiden Parteien der· römischen Kirche, weder in der
papalen, noch in der episkopalen, „die in feindlichem Verhältnisse
gegen einander auftreten“, zur „Anerkennung gelangt.“ Der Herr
Verf. zeigt an der Hand der Geschichte (S. 102 u. 103), zu -wel-
chen trostlosen Erfolgen in Bezug auf Reform auch die freiere
Partei der Episkopalen innerhalb der katholischen Kirche geführt
hat· und dass eine vollständige Reinigung nur durch Beseitigung
der Plierarchie möglich ist.
Wessenbergs Ansicht vom Primate kann nicht durch-
geführt werden, „ohne das ganze System der Hierarchie umzukeh-
ren.“ Nach ihm ist das Papstthum „der sichtbare und lebendige
Einheitspunkt, welcher zu sorgen hat, dass in der Glaubens- und
Sittenlehre Niemand einen anderen Grund, als den Christus ge-
legt hat, zu legen sich unterfange.“ Der Papst ist nur „der
Schützer und Schirmer der durch Christus und die Apostel
verkündeten Glaubens- und Sittenlehre und der Ausübung der-
selben im Leben der christlichen Gemeinden. Er hat nichts zu
diesen Lehren hinzuzufügen noch hinwegzunehmen.“ Gegen Zu-
sätze desselben, „welche nicht im Geiste Jesu liegen oder dem-
selben widersprechen, sich mit der ganzen Kraft des Geistes zu
erheben“ ist „Pflicht jedes ächten Katholiken.“ Nur die Kirche ist
 
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