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Weber: Allgemeine Weltgeschichte, neunter Band.

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Reform- und Parteistreit im Reiche, die kleineren Territorialstaaten,
in Deutschland, Böhmen nach den Hussitenstürmen, Kaiser Maxi-
milian I. und die Reformthätigkeit im Reiche in lebenvoller, wahr-
heitsgetreuer Schilderung entwickelt. Gerade in unserer Zeit, wo
das Elend eines durch Kleinstaaterei und Parteiwesen zerrissenen
Deutschlands durch unsern glorreichen Krieg gegen das übermüthige
Frankreich ein Ende genommen hat, ist die Darstellung der letzten
geschichtlichen Gründe dieser Zerstückelung von besonderem In-
teresse. Nicht minder grosse Theilnahme wird der Leser auch
jenem Abschnitte widmen, welcher uns mit den kleinen Anfängen
des jetzt so mächtigen preussischen Staates vertraut macht, dessen
Geschicke für Deutschlands Grösse entscheidend geworden sind.
Die Hohenzollern in der Mark Brandenburg bis zur Reformation
und der Ordensstaat Preussen werden unterschieden. In der Ent-
wicklung der ersten werden die Burggrafen von Nürnberg, die
Uebertragung der Mark Brandenburg und der Kurfürst Friedrich I.
und seine Nachfolger, in der des zweiten die Blüthe des Ordens, der
Entscheidungskampf mit Polen, der innere Zwiespalt, der Thorner
Frieden und die letzte Zeit des Ordens behandelt. Auch die übri-
gen Staaten Deutschlands bieten, wenn man damit ihre gegen-
wärtigen Zustände vergleicht, dem denkenden Betrachter der Er-
eignisse vielfach anziehenden Stoff.
Unter der Ueberschrift: Reiche im Osten werden Ungarns
Grösse und Fall (Ungarn unter den Hunyadi, Johann Hunyad’s
Kriegsleben und Ausgang, König Matthias Corvinus) und König-
thum und Aristokratie im Widerstreit (Wladislaw, der Jagellone,
König von Ungarn und Böhmen, König Ludwig II. und Ungarns
Fall) dargestellt.
Der Ausbau des osmanischen Reiches unter Moham-
med II. und seinen Nachfolgern umfasst die Eroberungskriege in
den Donauländern und in Albanien, die Ausdehnung der Osmanen-
herrschaft über die griechische Welt und über Vorderasien, Mo-
hammeds II. letzte Unternehmungen und Ausgang, das Osmanen-
reich unter Bajesid II. und Selim und Suleiman’s Anfang.
Besonders gelungen ist die Darstellung des Culturlebens
und Bildungsstandes im vierzehnten und fünfzehnten
Jahrhundert. Nachdem der Hr. Verf. den Gang und Charakter
der Literatur bis zu Ende des Mittelalters in kurzem geschildert
hat, geht er zur Darstellung des Ritterwesens und der höfischen
Dichtkunst bei den westlichen Völkern über. Hier werden Adel
und Fürstenhöfe, Cultur und Literatur in Frankreich, romantische
Poösie und Allegorie, Chroniken und Memoiren, insbesondere Jean
Froissart, dessen Nachfolger und Philippe de Comines, sodann Ent-
artung und Ausgang der Ritterdichtung und die Schauspiele behandelt.
Hierauf folgt die Entwicklung der englischen Literatur. Sie
umfasst die altenglische Sprache und Literatur und den Charakter
und die Dichter des fünfzehnten Jahrhunderts. An diese schliesst
 
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