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Strack, Friedrich [Hrsg.]; Becker-Cantarino, Barbara [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: 200 Jahre Heidelberger Romantik — Berlin, Heidelberg, 51.2007 [erschienen] 2008

DOI Heft:
I: Romantische Erfahrung und poetische Innovation
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Paulin, Roger: Die Rolle Ludwig Tiecks im Heidelberger Umfeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.11459#0060

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Die Rolle Ludwig Tiecks im Heidelberger Umfeld

ROGER PAULIN

Ludwig Tieck war fünfmal in Heidelberg, 1803,1806, 1810 1817 und 1825, das
dritte Mal nur kurz auf der Rückreise 1810 aus Baden-Baden.1 Er kannte alle
führenden Figuren, denen wir im weiteren Kontext dieses Symposions begeg-
net sind, obwohl er sie nicht alle in Heidelberg selbst kennenlernte, Arnim und
Görres beispielsweise. Ich beschränke mich weitgehend auf die Heidelberg-
Besuche von 1803 und 1806, die, wie ich meine, unser Rahmenthema am ehesten
erhellen. Sein Wirken in und um Heidelberg im Zeitraum ca. 1803-11 hat einen
etwas unzusammenhängenden und unstrukturierten Charakter, denn dieser
Zeitabschnitt umfasst Tiecks Wander- und Krisenjahre, und er entspricht der
unsteten Existenz und dem nur sporadischen Schaffen, die dafür kennzeich-
nend sind. Ich möchte im folgenden trotzdem versuchen, dieser Wanderexis-
tenz etwas Struktur zu geben, indem ich das Thema Tieck und Heidelberg
unter drei Gesichtspunkten betrachte: Gelehrsamkeit und Geselligkeit, Wis-
senschaft (hier die vorzüglichen Ausführungen von Gisela Brinker-Gabler nur
in wenigem ergänzend),2 und Universität und Beruf. Das sind allerdings eher
lockere Sammelbegriffe für sehr verschiedene Problemkreise.

Gelehrsamkeit und Geselligkeit

In seiner Spätnovelle Eine Sommerreise (1833), einer Fiktionalisierung der tat-
sächlichen Sommerrreise Ludwig Tiecks durch Süddeutschland mit seinem
Freund Wilhelm von Burgsdorff im Jahre 1803,3 lesen wir Folgendes über den
Besuch in Heidelberg:

Der Pfarrer Le Pique hatte dem jungen Ferdinand einige Briefe an Freunde
mitgegeben, und so lernte dieser einen rüstigen, geistreichen Mann, Keyser,
welcher Lehrer an der Schule war, kennen. Sie besuchten gemeinschaft-
lich den biedern Daub, sowie den herrlichen Creuzer, und in der schönen
Umgebung, unter wissenschaftlichen und heitern Mittheilungen verflossen
ihnen die Stunden und Tage im lieblichsten Wohlbehagen.

1 S. Creuzer an Görres 9. August 1810 und 10. November 1810. Görres 1854-74, Bd. 8 = 2. Abt.
Gesammelte Briefe Bd. 2 Freundesbriefe, 115,158.

2 Brinker-Gabler 1976,168-177.

3 Matenko 1937.
 
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