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Strack, Friedrich [Hrsg.]; Becker-Cantarino, Barbara [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: 200 Jahre Heidelberger Romantik — Berlin, Heidelberg, 51.2007 [erschienen] 2008

DOI Heft:
IV: Poetologische und ideologische Streitschriften
DOI Artikel:
Martin, Dieter: Typographische Polemik
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https://doi.org/10.11588/diglit.11459#0434

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Typographische Polemik

Zu Joseph Görres' Schriftproben von Peter Hammer

DIETER MARTIN

Schriftproben von Peter Hammer. 1808 - unter diesem ebenso lapidaren wie
rätselhaft-verknappten Titel (Abb. 1) kam bei Mohr und Zimmer, dem Ver-
lag des Wunderhorns und der Heidelbergischen Jahrbücher, im Frühjahr 1808
eine 24-seitige Broschüre heraus, die zu den größten antiquarischen Raritä-
ten und zu den ästhetisch seltsamsten Produkten der Heidelberger Romantik
zählt. Das unter Pseudonym veröffentlichte Heft, als dessen Urheber sehr bald
Joseph Görres bekannt gemacht wurde, fand in der Forschung bislang we-
nig Aufmerksamkeit. Begnügten sich ältere Darstellungen der Heidelberger
Romantik damit, die provokante Unverständlichkeit des Machwerks festzu-
stellen oder anhand einzelner Passagen zu spekulieren, inwieweit Görres mit
den Schriftproben satirisch auf Johann Heinrich Voß zielte,1 so weiß auch der
einzige neuere Aufsatz über das Werk wenig über dessen spezifische Machart
mitzuteilen: In ihrer Studie von 1980 bezieht sich Elisabeth Stopp fast nur auf
den Tollgewordnen Epilogus und geht auf die zentrale Besonderheit der Schrift-
proben, ihre typographische Gestaltung, so gut wie nicht ein, da sie den Text
nicht nach dem Original respektive dem Faksimile in Görres' Gesammelten
Schriften,2 sondern nach den von Wilhelm Schellberg edierten Ausgewählten
Werken zitiert, wo das ursprüngliche Satzbild zugunsten einer einheitlichen
Schrifttype aufgegeben ist.3

1 Levin 1922,62.

2 Görres 1926, nach 336 (mit eigener Paginierung). Zitiert wird im folgenden nach diesem
Faksimile durch Angabe der originalen Seitenzahl im laufenden Text resp. durch Abbildungen
nach dem Exemplar der Universitätsbibliothek Freiburg (Signatur: G 3774,am), das nach
Ausweis der Provenienzangabe auf dem Umschlag im Jahre 1882 dem Romantikforscher und
Herausgeber von Arnims Trösteinsamkeit „Dr. Ffriedrich] Pfaff" gehörte.

3 Görres 1911, Bd. 1,285-323 (hier 3o8f. lediglich eine Probe von vier Seiten des Originals), und
Bd. 2,669-674 (Anmerkungen); zur Wahl ihrer Textgrundlage s. Stopp 1980,116, Anm. 7. - Wäh-
rend die Mannheimer Bibliophilen-Gesellschaft „unter Anlehnung an das typographische
Vorbild der Originalausgabe" einen immerhin brauchbaren Nachdruck veranstaltete (Görres
1931, unpag.), bleibt die Ausgabe Görres 1997 wissenschaftlich wertlos, da die Schriftproben
hier den Herausgebern der Poetischen Boegen dazu dienen, „einige jener Serifen-Schriften
vorzustellen, denen die Leser künftig [... ] begegnen werden" (ebd., 32).
 
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