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Strack, Friedrich [Hrsg.]; Becker-Cantarino, Barbara [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: 200 Jahre Heidelberger Romantik — Berlin, Heidelberg, 51.2007 [erschienen] 2008

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IV: Poetologische und ideologische Streitschriften
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Mumm, Hans-Martin: Aloys Schreiber (1761-1841)
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https://doi.org/10.11588/diglit.11459#0408

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Aloys Schreiber (1761-1841)

Der Romantiker in der „Partei Voß"

HANS-MARTIN MUMM

Aloys Schreiber, 1805-1813 Heidelberger Professor der Ästhetik, gehört zu den
Vergessenen. Dabei eignet sich seine Biografie durchaus als Lehrpfad zur Er-
schließung der Geschichte der Heidelberger Romantik. Am 8. November 1807
berichtet der Theologiestudent Wilhelm Budde von einen Besuch im Haus
Schreiber:

Gestern Abend verflossen uns herrliche Stunden bei Schreiber. [... ] Er führ-
te uns schnell ins Vorzimmer, bis der Tisch abgedeckt war, und nun schlös-
sen wir und seine Frau und [Tochter] Nanntchen einen traulichen Kreis
um den Tisch, der bald noch durch Michaelis vergrössert wurde. Tausend
abwechselnde Gespräche erheiterten uns alle. Bald Komisches, bald erns-
tere Gespenster- und Ahndungsgeschichten führten fast die Mitternacht
herbei.1

Budde gehörte neben Friedrich Strauß dem romantischen Kreis um Graf Loe-
ben an, dem Eleusischen Bund, dem die Brüder Eichendorff und der Sprach-
lehrer Michaelis nahe standen. Schreiber war im Wintersemester 1807/08 stete
Anlaufstelle und Mentor der Freunde.

Der Jurastudent Theodor Hilgard, im selben Studienjahr wie die Eleusier in
Heidelberg immatrikuliert, hebt Schreiber ausdrücklich von den Romantikern
ab:

Zwar hörte ich in meinem Collegium über Aesthetik (bei Prof. Aloys Schrei-
ber, der selbst ein nicht ganz unbedeutender Dichter war) manche Ansicht,
die mich ansprach und die ich mir aneignete. Aber der damals vorherr-
schende poetische Geschmack war von der Art, daß er das höchste Erstau-
nen in mir erregte und mich eine Zeit lang völlig verwirrte. Es war die Zeit
der mystischen Romantik - man könnte sagen des poetischen Wahnsinns.2

Carl Maria von Weber kam im März 1810 von Mannheim für drei Tage nach
Heidelberg. In sein Tagebuch notiert er:

1 Budde 1920,165.

2 Hilgard 1858,141.
 
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