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Strack, Friedrich [Hrsg.]; Becker-Cantarino, Barbara [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: 200 Jahre Heidelberger Romantik — Berlin, Heidelberg, 51.2007 [erschienen] 2008

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II: Volksdichtung und ihre romantische Poetisierung
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Schlechter, Armin: Ediertes und nicht ediertes Wunderhorn-Material
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https://doi.org/10.11588/diglit.11459#0120

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Ediertes und nicht ediertes
Wunderhorn-Materiai

Zu den Primärquellen von Des Knaben Wunderhorn

ARMIN SCHLECHTER

Der Nachlass von Bettine und Achim von Arnim wurde bis 1929 im Besitz
der Nachkommen im märkischen Familiengut Wiepersdorf aufbewahrt. Im
gleichen Jahr ließ die Familie in Berlin in drei Versteigerungen des renom-
mierten Auktionshauses Karl Ernst Henrici einen großen Teil der handschrift-
lichen Materialien ihrer Vorfahren anbieten, was zu einer Zerstreuung dieses
Sammlungsguts und mittelbar auch zu Teiluntergängen führte. So gelangten
die handschriftlichen Vorlagen des von Bettine herausgegebenen frühen Brief-
wechsels mit ihrem Bruder Clemens Brentano {Clemens Brentano's Frühlings-
kranz) in private Hände und gingen dann bei einem Bombenangriff auf Ber-
lin im zweiten Weltkrieg unter.1 An öffentlichen Institutionen erwarb neben
der Universitätsbibliothek Heidelberg insbesondere das Frankfurter Goethe-
museum große handschriftliche Bestände.2 In Wiepersdorf selbst verblieben
auch nach 1929 nicht unerhebliche Reste des Familiennachlasses, darunter von
vornherein zurückgehaltene Materialien und auf den Versteigerungen nicht
Verkauftes, sowie die Arnimsche Familienbibliothek mit wertvollen Anteilen
der Sammlung Achim von Arnims (nach heutigem Stand 4800 Bände). Diese
Bestände gingen 1945 an die Deutsche Dichterstiftung, die nach der Bodenre-
form im Osten die Verwaltung von Wiepersdorf übernahm. Nachdem zuerst
die Deutsche Akademie der Künste der DDR in Berlin mit der Erschließung
der Wiepersdorfer Materialien beauftragt worden war, wurde dieser Fonds im
Mai 1954 als ,Bettina von Arnim-Archiv' den Nationalen Forschungs- und Ge-
denkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar eingegliedert.3

In der Henrici-Auktion vom 23. März 1929 wurde der größte Teil der hand-
schriftlichen Materialien versteigert, auf deren Basis Clemens Brentano und
Achim von Arnim zwischen 1805 und 1808 die drei Bände der Liedersammlung

1 Arnim 1844,354-358.

2 Beutler 1929,375-379.

3 Meyer-Hepner 1954,594-611.
 
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