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Strack, Friedrich [Hrsg.]; Becker-Cantarino, Barbara [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: 200 Jahre Heidelberger Romantik — Berlin, Heidelberg, 51.2007 [erschienen] 2008

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VI: Die Politisierung der volksidee und ihre Nachwirkungen im 19. und 20. Jahrhundert
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Pfaff, Walter: "Der König erklärt das ganze Volk adlig": 'Volksthätigkeit', Poesie und Vaterland bei Achim von Arnim 1802-1814
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https://doi.org/10.11588/diglit.11459#0550

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„Der König erklärt das ganze Volk adlig":
,Volksthätigkeit', Poesie und Vaterland
bei Achim von Arnim 1802-1814

WALTER PAPE

1. Poeten haben überall viel gegen sich

Nach den Koalitionskriegen (1792-1807), den Befreiungskriegen und den Na-
poleonischen Kriegen blickt Achim von Arnim auf seinem Gut Wiepersdorf,
wohin er sich gerade aus Berlin zurückgezogen hatte, auf diese Zeit und auf
sein Engagement in „Geschäften", wie er es nennt, verbittert und voller Sarkas-
mus zurück. Dieser Brief vom 20. Juni 1814 an seinen Schwager, den Juristen
Friedrich Carl von Savigny, der in seiner Frühzeit, wie Heinz Härtl gezeigt
hat, in engem „Zusammenhang mit der nationalromantischen Bewegung der
Heidelberger Romantik"1 stand, endet mit einem ernüchternden Fazit:

Im Jahre 1805 forderte mich Prinz Louis auf ihn bey dem vorhabenden Feld-
zuge zu begleiten, ich richtete mich in Weimar darauf ein, da kam der Waf-
fenstillstand und Friede mit Oesterreich zwischen, nachher lernte ich etwas
mehr von seinen Verhältnissen kennen, sah ihn aber nicht wieder, im Jahre
1806 eröffnete sich der Feldzug ehe ich es erwartete und zwar mit seinem
Tode, dadurch schwand mir jede Aussicht einer grösseren Wirksamkeit, zu
dem ordinären Soldatenleben hatte ich weder Lust noch Geschick. Den-
noch war ich auf dem Punkte in Königsberg aus Verzweiflung über einen
Liebeshandel mich einem Freykorps nach Kolberg einzuschiffen [... ]. Noch
einmal, als ich mit Stein wieder bekannt wurde und voll Hoffnung wie es
dem Lande nutzen konnte ihm meine Dienste antragen wollte, zerfiel er
total mit dem Könige und reiste voll Hast in die weite Welt. Letztlich im vo-
rigen Frühling schrieb ich an Gneisenau, ich wünsche mehr militärisches
Geschick und Uebung zu haben, um ihm dienen zu können, dachte, wenn er
dich brauchen will, so wird ers schreiben, erhielt aber keine Antwort [...].
Wenn ich nun noch die Aufhebung des Landsturms [hinzunehme], Bären-
sprungs [Berliner Bürgermeister] Transportierung nach Pillau, der mich
ebenfalls noch zu etwas gebraucht hätte, wenn er bey Sack [Zivilgouver-

1 Härtl (Einleitung) in Arnim 1982,16.
 
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