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Strack, Friedrich [Hrsg.]; Becker-Cantarino, Barbara [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: 200 Jahre Heidelberger Romantik — Berlin, Heidelberg, 51.2007 [erschienen] 2008

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III: Ästhetische Positionen
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Becker-Cantarino: Mythos und Symbolik bei Karoline von Günderrode und Friedrich Creuzer
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https://doi.org/10.11588/diglit.11459#0300

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Mythos und Symbolik bei Karoline von Günderrode

und Friedrich Creuzer

BARBARA BECKER-CANTARINO

„Der Mythus ist mehr Deine Welt," schrieb Friedrich Creuzer an Karoline von
Günderrode, „darum sind auch Deine Skandinavischen Sagen so treflich, so
nordisch-dunkel, einsylbig und gros gehalten. Ich hab' sie gerne gelesen. Aber
noch lieber doch Aegypten. Der verschiedne Rhythmus den Du ihm im Gegen-
satz gegen den Nil gegeben hast, ist der Natur recht abgelauscht und wunder-
schön. Wiewohl doch Aegypten im Ausdruck mir gelungener erscheinet als der
Nil."1 Mythos und Symbolik standen im Zentrum von Günderrodes Dichtung
sowie Creuzers wissenschaftlicher Forschung. In der kurzen Zeit ihres engen
Verhältnisses, das im August 1804 mit Günderrodes Besuch in Heidelberg bei
ihrer Freundin Sophie Daub2 begann und nur bis zum Juli 1806 dauerte, haben
sie gemeinsam aber in unterschiedlichen Texten am Mythos gearbeitet und
sich darüber ausgetauscht, so dass Mythos und Symbolik als der geistige Mit-
telpunkt ihres Werkes und ihrer symbiotischen Beziehung angesehen werden
kann. In der Forschung ist zumeist Creuzer als Mentor, Günderrode als die
Empfangende, die Creuzers Ideen in Dichtung umsetzte, angesehen worden:
„Das Beste, was sie [Günderrode] geschaffen, ist von ihm [Creuzer] eingege-
ben," meinte Levin in seiner Darstellung der Heidelberger Romantik,3 ein in
der Romantik-Forschung vielfach wiederholtes Urteil. Creuzer habe in Gün-
derrode die „verständnisvolle mitleidende Freundin, [...] das schöne begeh-
renswerte Weib" gefunden, ihre mystische Frömmigkeit habe ihn angezogen.4
Mir geht es hier nicht darum, Abhängigkeiten oder Beeinflussung zu konsta-
tieren, sondern ich möchte vielmehr meine These von Mythos und Symbolik
als geistigen Mittelpunkt im Werk der beiden zeigen, indem ich auf das Werk
Günderrodes, exemplarisch auf ihr Drama Magie und Schicksal, das Creuzer in

1 Preisendanz 1912, 232; Brief vom 20.2.1806. Creuzer gebrauchte Mythus und Mythos neben-
einander ohne Unterscheidung.

2 Sophie Daub geb. Blum, eine Jugendfreundin der Günderrode-Schwestern in Hanau, war mit
dem Professor der Theologie in Heidelberg Carl Daub (1765-1835) verheiratet, der mit seinem
Kollegen Creuzer befreundet war.

3 Levin 1922,49.

4 Preisendanz 1912, VII.
 
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