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Strack, Friedrich [Hrsg.]; Becker-Cantarino, Barbara [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: 200 Jahre Heidelberger Romantik — Berlin, Heidelberg, 51.2007 [erschienen] 2008

DOI Heft:
III: Ästhetische Positionen
DOI Artikel:
Knapp, Fritz Peter: Der Beitrag von Joseph Görres zum Mittelalterbild der Heidelberger Romantik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11459#0284

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Der Beitrag von Joseph Görres
zum Mittelalterbild der Heidelberger Romantik

FRITZ PETER KNAPP

[...] die Opposition der jungen Romantik gegen die alte Prosa [...] ging wie
ein unsichtbarer Frühlingssturm allmählich wachsend durch ganz Deutsch-
land. Insbesondere aber gab es dazumal in Heidelberg einen tiefen nach-
haltenden Klang. Heidelberg ist selbst eine prächtige Romantik [..".] Aber
es trat grade damals in Heidelberg noch eine ganz besondere Macht hinzu,
um jene glückliche Stimmung zu vertiefen. Es hauste dort ein einsiedleri-
scher Zauberer, Himmel und Erde, Vergangenheit und Zukunft mit seinen
magischen Kreisen umschreibend - das war Görres.1

So schreibt Joseph von Eichendorff in seiner nachgelassenen Schrift Halle und
Heidelberg im Rückblick auf seine Eindrücke als Student der Ruperto-Carola
im Jahr 1807. Allerdings verklärt, ja verunklärt und verfälscht dieser Rückblick
nicht weniges.2 Das ist auch bei weiteren Zitaten aus der Schrift im Auge zu
behalten.

Joseph Görres, Koblenzer Gymnasiallehrer für Physik und Naturkunde, ehe-
mals revolutionärer Republikaner, später Begründer des politischen Katholi-
zismus, lehrte 1806 bis 1808 als Privatdozent an der Universität Heidelberg,
konnte hier aber nicht auf Dauer Fuß fassen und kehrte 1808 nach Koblenz
zurück.3 An der Ruperto-Carola kündigte Görres in den Vorlesungsverzeich-
nissen Kollegs über Philosophie, Physiologie, Ästhetik, Organopöie, Psycho-
logie, Physik, Astronomie und anderes an. Nicht alle davon kamen allerdings
zustande.4

In der Vorlesungsankündigung vom 6. Dezember 1806 fordert er die Teil-
nehmer auf, sich im Nebeischen Hause Nr. 375 zu melden. Es handelt sich
dabei um das 1710 für Daniel Nebel erbaute, zuletzt 2005 renovierte Bürgerpa-
lais in der Heiliggeistgasse 7/7a, ehemals Unterstraße 375. Gemäß einem Brief
von Friedrich Creuzer wohnte Görres auch noch im Januar 1807 dort5 und so

1 Eichendorff 1911,10: 420.

2 Das stellt schon Levin 1922,84f., mit einigem Recht fest.

3 Dazu und zum folgenden vgl. Schultz 1902.

4 Vgl. Just 1949,65-76.

3 Nach Buselmeier 1996,145.
 
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