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Strack, Friedrich [Hrsg.]; Becker-Cantarino, Barbara [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: 200 Jahre Heidelberger Romantik — Berlin, Heidelberg, 51.2007 [erschienen] 2008

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II: Volksdichtung und ihre romantische Poetisierung
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Ziolkowski, Theodore: August Bockh und die "Sonnettenschlacht bei Eichstädt"
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https://doi.org/10.11588/diglit.11459#0226

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August Böckh
und die „Sonnettenschlacht bei Eichstädt"

THEODORE ZIOLKOWSKI

Wer August Böckhs (1785-1867) Namen nennt, hat in der Regel nicht zuerst
den rüstigen Kämpfer in der romantischen „Sonnettenschlacht bei Eichstädt"
im Sinn. Der klassische Philologe denkt in erster Linie an den Herausgeber
der immer noch unerlässlichen Pindar-Ausgabe (1811-21), an den Verfasser
des maßgebenden Werkes über Die Staatshaushaltung der Athener (1817), an
den Bearbeiter der beiden ersten Bände des Corpus inscriptionum Graecarum
(1825-43), an den eminenten Professor, der 56 Jahre lang (1811-1867) an der
Berliner Universität Generationen von Philologen in die Methodik seiner En-
cyklopädie einweihte,1 an den besternten Greis, der sein Amtsporträt mit dem
bekannten Solonischen Spruch versah, dass er auch noch im Alter nicht aufhöre
zu lernen (IYipdoicco oüei noXkä ÖiÖaoKÖuevoc;). Die dichtungskriegerischen
Ereignisse des Jahres 1808 in Heidelberg aber werden in den Fachbüchern
kaum erwähnt.

In den Geschichten der klassischen Philologie werden die Heidelberger
Jahre des verehrten Altmeisters entweder verschwiegen,2 mit einem einzigen
Satz abgetan,3 oder höchstens in einem kurzen Absatz skizziert.4 Wer über die
Beziehungen des angehenden Philologen zu den Heidelberger Romantikern
Bescheid wissen will, muss in den ausführlicheren biographischen Quellen
nachschlagen. So liest man in dem Nachruf, den ein Verwandter kurz nach
seinem Tode verfasste,5 dass Böckh als junger Dozent in Heidelberg „im engs-
ten Kreis eines Kränzchens der Romantik" stand: „seine täglichen Genossen

1 Boeck 1877.

2 Bursian 1883; Momigliano 1955,687-705; Hentschke-Muhlack 1972,88-96.

3 Wilamowitz-Moellendorf 1982, 120; vgl. auch Wilamowitz-Moellendorff, In memoriam, in:
Kleine Schriften, 6: 49-52.

4 Sandys 1908,3: 95-96.

5 Stark 1880,422-23. Stark, 1855-79 Professor der Kunstarchäologie in Heidelberg, war der Enkel
von Böckhs Schwester Dorothea. Schon als Knabe kannte er den berühmten Verwandten und
während eines Studienjahres in Berlin stand er ihm wieder nahe. Er wurde später Verwal-
ter des literarischen bzw. brieflichen Nachlasses Böckhs. Auf diesem frühen Bericht beruht
die Beschreibung der Jugendjahre in Starks biographischem Abriss in Allgemeine Deutsche
Biographe (2: 770-783).
 
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