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Heidelberger Volksblatt (7) — 1874

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Nr. 18 - Nr. 25 (4. März - 28. März)
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Sie ſtockte, biß ſich auf die Lippen, fing dann an
zu weinen und ſagte endlich: „Wohlan denn, es mag
mir nun ergehen wie es will, nun will ich Alles ſa-
gen. Mein Gewiſſen fordert mich auf, nichts zu ver-
ſchweigen und ſchlechte Handlungen nicht länger durch
täuſchende Rede zu bedecken, Ich will geſtehen, daß
Oſterfeld den Grafen ermordet hat ꝰ“ ö
Ihre weitere Enthüllung, durch Weinen und Schluch-
zen unterbrochen, war unzuſammenhängend. Der
Hauptinhalt derſelben läßt ſich in folgenden Worten
zuſammenfaſſen: ö
„Ich habe von dem Plane Oſterfeld's, meinen Mann
zu ermorden, nichts gewußt, und das traurige Ereig-
niß erſt an demſelben Abende von meiner Mutter er-
fahren; auch Oſterfeld ſagte mir an jenem unglückli-
chen Abende: „Gräfin, ich habe Sie von Ihrem Peini-
ger befreit!“ Am folgenden Morgen hat mir auch mein
Vater vertraut, daß Oſterfeld den Grafen mit einem
Knütel eeſchlagen habe. Ich habe dieſes ſchreckliche
Geheimniß bisher aus dem Grunde zu offenbaren ver-
weigert, weil ich vorausſetzen durfte, daß Oſterfeld
meinen armen Vater zum Theilnehmer an dieſem ſchau-
derhaften Verbrechen machen würden. Meine Eltern
und Oſterfeld werden die näheren Umſtände angeben
können.“ ö
Die Gräſin war nach dieſer Mittheilung einer Ohn-
macht nahe; ſie mußte ſich ſetzen. ö
Jetzt ließ man Oſterfeld in das Verhörzimmer
treten. ö
Bei ſeinem Anblick erröthete die Gräfin; alle ihre
Kräfte zuſammenn ehmend erhob ſie ſich wieder und
ſagte, zu Oſterfeld gewendet, mit feſter Stimme: „Sie
haben den Graf erſchlagen!“
Oſterfeld antwortete mit höhniſcher Miene: „Wie
können Sie das ſagen? Ich will den ſehen der
mich überführt! Mein Gewiſſen iſt rein!“
Er geſtand nichts und Beide wurden in ihre Ge-
fängniſſe zurückgeführt. ö
Die Frau von Eſſor mußte nun eintreten.
Das Verhör mit ihr wurde mit folgenden Worten
eröffnet: „Ihre Tochter, die Gräfin Uregg hat ſoeben
geſtanden, daß Oſterfeld den Grafen ermordet habe
und daß Sie Ihrer Tochter das unglückliche Ereigniß
mitgetheilt hätten.“ *
ö (Schluß folgt.)

ueber die Länder der Schwarzen.
ö (Schluß.)

Dieſe Neger ſtehen überhaupt auf einer Entwicke-
lungsſtufe, die ſie wenig über das Thier erhebt. Sie
haben nicht den geringſten Begriff von ſtaatlicher Bil-
dung, nie hat ſich ein Häuptling von irgend welcher
Bedeutung erhoben, ſie rotten ſich zuſammen und ſu-

chen ihre Nahrung, wie das Thier. Die Körnerfrüchte

ihres Landes kennen ſie, bereiten ſogar eine Art Brot

daraus und ſind doch nie auf die Idee gekommen, dieſe

Früchte anzubauen und ſo einem Nothſtande vorzubeu-
gen. Ein analoges Beiſpiel bieten nur noch die Buſch-

männer in Südafrika. Trotz aller Beiſpiele der vor-

gedrungenen europäiſchen Kultur ſind ſie ſich durchaus

gleich geblieben, und es iſt gar kein Grund vorhanden

anzunehmen, daß dies vor Jahrtauſenden anders gewe-
ſen ſein ſollte. Statt ſie aus dieſem Zuſtande zu er-
heben, führt die Berührung mit der Kultur ſogar leicht
das Gegentheil herbei. Nach Tasmanien (Van Die-
mens Land) kamen die erſten Einwanderer 1803, und
im Jahre 1869 lebte von dem Stamme der Eingebo-
renen nur eine alte Frau, alle Bemühnngen plilantro-

piſcher Männer haben den Untergang der Urbevölke-
rung nicht aufhalten können.

Dieſe grauenhafte Unkultur iſt nun aber keineswegs
ein Zeichen, daß diefe Völker kulturunfähig wären,
nur iſt bis jetzt irgend welches Reſultat in dieſer Ve-
ziehung nicht bekannt geworden. Dieſe niedrige Stufe
bleibt aber um ſo merkwürdiger, als die beiden ange-
gebenen Orte ſich gerade auf zwei großen Kontinenten
befinden und die Schwarzen Polyneſiens entſchieden hö-
her ſtehen. Zwar entfpricht ihr Bildungsgrad auch uur
der Steinperiode der prähiſtoriſchen Zeit, unterſcheidet
ſich ſogar noch davon durch die vollſtändige Unkenntniß
aller Tongeräthſchaften, während an keinem Wohnplatze
aus prähiſtoriſcher Zeit die Topfſcherben fehlen; aber
ſie haben ſtaatliche und religiöſe Begriffe, ſogar eine
Erinnerung, eine Art Geſchichte, und von all dieſem

findet ſich weder in Neuholland noch bei den Buſch-

männern die geringſte Spur. Es bleibt alſo nur die
Annahme übrig, daß hier wirklich Hinderniſſe in der
inneren Organiſation vorliegen, und die Anatomie weiſt
bei dem Auſtralneger auf Neuholland ja in der That
den ſchlechten Schädelraum und die ſonſtige überaus
kümmerliche Ausbildung nach. Anatomiſch iſt dieſer
Menſch in Wahrheit der nächſte Verwandte des Go-

rilla, und doch lebt auf Neuholland kein Affe.

So bleibt es alſo Hypotheſe, wo dieſe verkömmene
Menſchenraſſe hergekommen iſt. Die vergleichende Sprach-
forſchung weiſt auf eine Einwanderung hin; ſie will in
der Sprache der ſüdafrikaniſchen Schwarzen die unver-
kennbare Verwandtſchaft mit Indien geſunden haben,
und dadurch gewinnt die Annahme, daß früher eine be-
quemere Verbindung beſtanden habe, au Wahrſcheinlich-
keit. Man hat ja ſogar einen großen Kontinen- im
indiſchen Ozean angenommen, von welchem einzeine

Inſeln noch einen Ueberreſt darſtellten, einen Konti-
Inent, auf welchem das bis jetzt vergebens geſuchte Pa-
radies gelegen haben ſoll. Die Meinung eines For-

ſchers iſt ja immer nur eine ſubjektive. Trotz aller
dieſer Hypotheſen ſteht unzweifelhaft feſt, daß bis jetzt
ſo wenig ein Bindeglied zwiſchen den Halbaffen und

Anthromorphen, wie zwiſchen der weißen und ſchwarzen
Menſchenraſſe aufgefunden worden iſt. U s wird
gewiß allen Denen, die ſich gegen ihre Abſtammung

Und das wird

vom Affen hartnäckig ſträuben, ein großer Troſt ſein.
 
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