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Heidelberger Volksblatt (7) — 1874

DOI Kapitel:
Nr. 26 - Nr. 34 (1. April - 29. April)
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A. Dang den 4. 1874.

7. dn.

u Ri und Samſtag.

Preis monallich 12 kr.

Einzelne Nummer * 2 kr.

Man abonnirt beim Verleger „ Sofſe 4

And bei den Trägern. Auswärts bei den Landboten und Woſtanſalten

—.——

Zur Auferſtehung

Das iſt die Zeit zum Auferſtehn!
Wenn Gott und Menſch ſich wiederſehn
Da draußen, wo die Knospe bricht
Im Sonnenlicht!

Die junge Saat erhebt ſich leiſe,
Das Veilchen lacht mit blauem Aug',
Die Nadel grünt am Tannenreiſe,
Der Dorn am wilden Roſenſtrauch.
Der ſtille Wald, die öde Haide,
Trägt Blüthen ſchon im Oſterkleide,
Und hoch darüber ſchwebt und ſingt
Die Lerche, die den Frühling bringt!

Nur Du allein,
O Menſchenherz, willſt traurig ſein?
Du ſtreifſt dahin durch Flur und Feld,
Als ſei nicht dein die ſchöne Welt!
Das Lied, das dir im nahen Walde
Die Droſſel und die Amſel ſingt,
Zieht auf der Stirn' dir eine Falte,
Weil dir ihr Gruß kein Frühling bringt!

Warum? Du jagſt nach andern Schätzen —

Ihr Lied kann nicht Dein Herz ergötzen!
Du lebſt dem Abgott dieſer Zeit
Im gold'nen Mantel und Geſchmeid'!

Nicht Raſt, Ruh —
Wie arm biſt Du!
Steh' auf, aus deinen dunkeln Gründen, ö
Laß jetzt dein Herz am Licht entzünden
Und friſch umweh'n von Oſterluft!
Was ſoil der Leichnam hier im Leben,
Kann ihn die Seele nicht erheben,
Befreien aus lebend'ger Gruft!
Steh auf, aus dieſem Staub des Lebens,
Du ſuchſt das wahre Glück vergebens
Im gold'nen Schacht!
Satt biſt Du bald an Prunk und Pracht;
Die ewig grünende Natur
Führt Dith allein auf ſanfter Spur
Zum Himmel auf der Erde ein,
Der Dich nicht trügt mit falſchem Schein!

O kehr zurück
Zu dieſem Glück!
Laß auf. eſtehn in Deinem Herzen
Den rühlingsgeiſt der Oſterzeit,
Der dir mit tauſend Blüthenkerden
Den, Wen zeigt zur Zeirievenheti

ſeinem Gange eine gewiſſe kühne Sicherheit.
tiefſchwarzem, welligem Haar umrahmtes Antlitz war
Ivon gelblich braunem Colorit, ohne daß dies der Schön-
heit deſſelben Einbruch that.

deckten blendend weiße Zähne;
ſammetartige, tiefbraune Auge mit dem Ausdruck uner-
gründlicher Schwermuth.

Der Mulatte.
Novelle von C. Brunn⸗Gabris.

I.
Unter den Studenten, die mit einer Mappe, einem

Heft unter dem Arm dem Univerſitätsgebäude zuſchrit ⸗
Ien, konnte man ſehr häufig einen jungen Mann be-
merken, deſſen Aeußeres geeignet war, lebhaftes Inte-

reſſe zu erwecken. Seine ſchlanke Figur bewegte ſich
mit einer eigenen, kraftvollen Grazie, und doch lag in
Sein von

Die leicht geſchwellten
Lippen unter dem dichten, zierlichen Schnurrbart be-
am ſchönſten war das

Auch die Züge dieſes regel-
mäßigen, edlen Autlitzes trugen den Ausdruck tiefen

Ernſtes, daneben aber auch den männlicher Energie und

kühnen Geiſtes.
Während der Vorleſungen gab es wohl keinen Zu-
hörer, der ſich ſo gänzlich in den Vortrag der Profeſ-
ſoren vertiefte, für den die Außenwelt ſo gar nicht vor-
handen ſchien, wie für dieſen jungen Mann, doch auch
vor Beginn und nach Schluß derſelben war er ganz in
ſich zurückgezogen. Richtete man eine Frage an ihn,

was allerdings nur in ſeltenen Ausnahmefällen geſchah,
ſo antwortete er in höflicher,
gehaltener Weiſe, daß, ein Geſpräch mit ihm anzuknüp-
fen, zur Unmöglichkeit wurde.
die Frage an einen der Studenten: „Wer iſt jener
ſchöne, ſonnverbrannte Mann?“ ſo ward ihm meiſt mit.
geringſchätzendem Ton die Antwort:
und nur ſelten erwiederte man ihm: „Fenno Horſt,

aber ſo einſylbiger und

Richtete ein Fremder

„Ein Mulatte“,

Student der Medizin.“ — Anfangs war kaum eine

Mißachtung des jungen Horſt wahrnehmbar geweſen,

es ſchien ſogar, als wollten ſich einige ſeiner Mitſtudi-

renden an ihn anſchließen, doch ſeit ein paar reiche

Amerikaner, die in Deutſchland einige Vorleſungen hö-

— r. n wollten und einige ihnen gleichgeſinnte Adelige ih-

ren unverhohlenen Abſcheu gegen dieſen „Miſchling“
ausgeſprochen, ſchienen die Uebrigen es unter ihrer

Würde zu halten, mit einem ſo verachteten irgend
welche Gemeinſchaft zu haben. Es ſchien aber, als
 
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