Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Volksblatt (7) — 1874

DOI Kapitel:
Nr. 35 - Nr. 40 (2. Mai - 20. Mai)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44620#0149
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Heid 2—— Volkoh

latt.

vr. 38.

Mittwoch⸗ den 13. Mai 1874.

7. Dent

Erſcheint Mittwoch und Sam ſtag. Pres monatlich 12 kr.
und bei den Trägern.

Einzelne Nummer à 2 kr.
Auswärts bei den Landboten und Poſranſtalten

Man abonnirt beim Verleger, Sc 4

Der Meulatte.
Wobele von C. Brunn Gabris.
(Cortf etzung).

I0 hatte ſrüher Gelegenheit gehabt,
Dienſt zu leiſten, und er wahrte mir eine ſtete Dank-
barkeit, ſo daß er, als er mich ſo gramvoll wiederfand,
in mich drang, ihm den Grund mitzutheilen. Ich that.
es, und kaum hatte ich ihm Alles erzählt, ſo fragte er
haſtig:
Wie hieß der Advokat,
Frau handelte??
„Mr. Keech“, antwortete ich.
„Unglücklicher! “ rief mein Freund, „in welche Hände
biſt Du gerathen! Eben Mr. Keech war ja der, der mich
um meine ganze Baarſchaft betrogen hatte, als Du
Dich meiner annahmſt. Wie konnteſt Du nur ſo leicht-
gläubig ſein! Deine Frau wird Dich — nachdem ſie
ſechs Jahre lang ſo glücklich mit Dir geweſen iſt —
verlaſſen, ohne einen vernünftigen Grund anzugeben.
Und meinſt Du denn, eine Frau, die ſich in ſolcher
Weiſe von ihrem Manne trennt,
um Geld für ihr Kind zu fordern; ſie würde lieber für
dasſelbe hungern, ehe ſie das thäte. Glaube nur, von
dem Gelde hat ſie keinen Pfennig bekommen, das hat
Keech eingeſteckt.“
Mir fiel es wie Schuppen von den Augen; auch an
den Brief des Advokaten Praud dachte ich, der mich
nach Pittsburg gelockt, ich erzählte es meinem Freunde.

der im Auftrage Deiner

ſei, um meine arme Sara und mein Kind aufzufinden;

in welche Lage mochte er ſie gebracht haben. Du kannſt
Dir wohl denken, mein Fenno, daß dies unſägliche
Mühe koſtete, denn Niemand war da, der uns einen

leiten können, und viele Jahre waren inzwiſchen ver-
gangen. Und ſoj vergingen auch Jahre, ehe die unaus-
geſetzten Bemühungen einen Erfolg hatten. Ich war
in Verzweiflung, als ich hörte,
troffen.

aus Dir geworden iſt.
größten Vorſicht zu Werke gehen, da wir bei unſern
NRachforſchungen mehrmals auf feindliche Maächinationen
ſtießen, die uns heimlich und verborgen entgegen ar-

Deine Mutter.

wäre nicht zu ſtolz,

welches Loos Euch ge-
Ich bin jetzt der Farm nahe, die Mr. Walden
beſeſſen hat — Niemand weiß oder will wiſſen, was
Und dabei müſſen wir mit der
ö — „Elſinore,
kurze Zeit unſer Hausgenoſſe ſein wird?“ fragte Herr

beitcten, indem bald das Gerücht ausgeſprengt wurde,
wir ſeien gekommen, um Sklaven zu rauben, oder zur
IFlucht zu verlocken,

oder indem man uns bald hier,
bald dorihin lockte und wir ſo falſchen Spuren folgten.

Ein Glück war es für mich, daß ich kene Koſten zu
ſcheuen brauchte.
ihm einen

O wie gerne, mein Sohn, hätte ich
Dich glücktich im Beſitz die ſer Reichthümer geſehen,

hätte Dir meine Liebe bewieſen, da nur Du allein ge-

blieben warſt. Du warſt ja weit mehr zu beklagen wie
Du ſollteſt der Stolz, die Freude mei-
nes Alters ſein, Dir Bildung und Kenntniſſe erwerben
— und nun! — ein armer, mißhandelter Sklave! O,

mein Sohn, mein Sohn! Ich ſtehe am Ende meines

Lebens, ich fühle meine Kraft erlöſchen und kann nichts

mehr thun, als mein Vermächtniß dem treuen Rintle
übergeben. Möge es ihm gelingen, 1. aufzufinden,
zu befreien, Dir die Hinterlaſſenſchaft Deines Vaters

und ſeinen Segen zu bringen. — Lbe wohl, mein ge-

liebter Sohn! Meine heißeſten Bitten für Dein Wohl.
werden mein letzter Gedanke, meine Liebe für Dich noch

im Sterden in meinem Herzen ſein.

Dein Vater *
Georg Horſt.
Fenno war tiefbewegt. „Mein armer Vater!“ rief
er erſchüttert, „mußte der elende Keech auch ihn un⸗—
glücklich machen! Das Glück einer ganzen Familie ver-
nichten. Und dennoch — nicht Zorn und Schmerz ſol-

len mich erfüllen, auch Dank — wie glücklich war mein.
Loos im Vergleich zu dem,
teten! O, Herr Walden, wie viel Dank bin ich Ihnen
ſchuldig!“
Wir berathſchlagten nun mit einander, was zu thun
wollte, ich könnte mehr für Dich thun!“
denn was mochte der Betrüger dieſen vorgeſpiegekt und

das meine Eltern defürch-

„Still, mein Junge“, verſetzte dieſer gerührt, „ich

„Und Ihnen“, wandte ſich Fenno an Mr. Rintle

„Sie treuer, guter Freund meines Vaters, anch Ihnen
Dank, viel Dank für Ihre Güte, daß Sie mich ſo treu;
lich ſuchten! *
Anhalt hätte geben, uns auf die richtige Spur hätte

Mr. Rintle hatte ihn in ſeine Arme gef ſchloſſen.

Alle Drei waren ergriffen von dem, was ſie erfahren,
doch miſchte ſich in ihre Trauer euch innige Freude.
— Mr. Rintle verſprach, noch einige Wochen zu ver-
weilen, dann wollte er zurück in ſeine Heimath kehren.

VIII.
weißt Du ſchon, daß Fenno nur noch

Walden.
 
Annotationen