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Helbig, Wolfgang
Untersuchungen über die Campanische Wandmalerei — Leipzig, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12280#0088

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68

Die campanische Wandmalerei.

erscheint sogar der Inhalt der dargestellten Handlung wesentlich
modificirt. Endlich ist die Charakteristik ungleich naturalistischer,
als auf dem griechischen Relief. Wir haben es in diesen beiden
Fällen mit einer durch vielfache Belege bekannten Erscheinung
zu thun: ein einmal ausgebildetes künstlerisches Motiv wird von
der späteren Kunst wiederholt, dabei jedoch nach dem Geiste der
Epoche, in welcher die Reproduction stattfindet, und nach in-
dividuellen Absichten des reproducirenden Künstlers eigenthümlich
abgewandelt.

VI. Die beiden Hauptgruppen.

Sehen wir von vereinzelten Erscheinungen ab, welche einer
besonderen Erörterung bedürfen, dann lässt sich der uns bekannte
Vorrath campanischer Wandgemälde, soweit sie Scenen aus der
Mythologie, der Geschichte und dem Alltagsleben darstellen, in
zwei Hauptgruppen scheiden.

Die eine Hauptgruppe umfasst mit wenigen Ausnahmen alle
Gemälde, welche Scenen aus der griechischen Mythologie dar-
stellen , eine Reihe von Gemälden aus dem Alltagsleben und die
einzige, in der Wandmalerei erhaltene historische Schilderung,
das Bild mit dem Tode der Sophoniba'). Die zweite enthält ledig-
lich Darstellungen aus der Wirklichkeit, Scenen aus dem Alltags-
leben, aus Circus und Amphitheater 2).

Der Gegensatz, welcher zwischen den beiden Gattungen ob-
waltet, könnte nicht schärfer gedacht werden. Das Gestaltungs-
princip, welches den der ersten Hauptgruppe angehörigen Pro-
ducten zu Grunde liegt, dürfen wir in aller Kürze als ein ideales
bezeichnen. Der Geist der Künstler, welche diese Gemälde er-
fanden, ist sichtend und ordnend zu Werke gegangen. Die Com-
position erscheint allenthalben nach aesthetischon Gesetzen ge-
gliedert. Hinsichtlich der Charakteristik der Träger der Hand-
lungen lassen sich zwei Richtungen unterscheiden , die sich aber
streng innerhalb der dieser Gattung gesteckten Grenzen bewegen.
Die eine dieser Richtungen geht darauf aus, schöne oder an-
muthige Erscheinungen zu verwirklichen, schliesst Charaktere,

1) Mus. Borb. I 34. Visconti, iconogr. gr. III IS. 0. Jahn, Tod
der Sophoniba. Helbig N. 1385.

2) Helbig N. 1477 ff. 1507 ff.
 
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