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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 26.1915

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Bührer, Jakob: Arbeiten von Architekt Otto Ingold - Bern
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https://doi.org/10.11588/diglit.7711#0352

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328

INNEN-DEKORATION

architekt otto ingold—bern vorraum der raumkunst-ausst. bern 1914. wandgemälde von hermann huber-zürich

als bisher »angewandte Kunst« werden; daß sie
dabei auf dem Gebiet der Architekturmalerei
teilweise wird umlernen müssen, steht fest. Je
eher sie beginnt, desto besser. Die Heranziehung
eines so talentvoll Suchenden, wie Hermann
Huber, zeugt für Ingolds Verständnis der Aufga-
ben, die der Baukunst auf diesem Gebiete harren.

Die wenigen Abbildungen des alkoholfreien
Restaurants geben leider keinen genügenden Ein-
druck von der Arbeit, die Ingold bei diesem
Unternehmen leistete. Die Besucher der Landes-
ausstellung werden sich an jene durch ihre Ruhe
und klare Verteilung hervorstechende Partie beim
Länggaß-Eingang erinnern. Wer die Landesaus-
stellung nicht gesehen hat, dem geben vielleicht
die beiden Brunnen mit den Figuren von Hermann
Haller — übrigens die schönsten plastischen Ar-
beiten der ganzen Ausstellung — einen Begriff
von dem künstlerischen Können Otto Ingolds;
sind doch Sockel und Brunnenfigur zu einem Werk

von bezwingender Einheit zusammengeschweißt.
— Die hier erwähnten Arbeiten des verhältnis-
mäßig jungen Architekten, der weder in der
hohen und strengen Auffassung seines Berufes,
noch als Könner allein steht, mag als Beispiel
für die Ziele und Bestrebungen namentlich jener
Gruppe von Architekten dienen, die sich unter
dem Namen »Bund schweizerischer Architekten«
zusammen gefunden haben. Freilich, ihr Existenz-
kampf ist ein schwerer. Nirgends ist der Volks-
geist konservativer als in der Demokratie. Der
ewig zum Rechnen gezwungene Mittelstand —
und wir Schweizer sind nur Mittelstand — ist ein
knauseriger Bauherr. Indessen wollen wir die
Hoffnung nicht verlieren, daß die Einsicht immer
mehr Boden gewinnt, daß die wahren Existenz-
werte nicht in zinstragenden Bankguthaben, son-
dern in der schönen, anmutigen, gehalt- und
harmoniereichen Umgebung des Menschen, somit
vor allem in seiner Heimstätte liegen. j. b.
 
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