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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 26.1915

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Bührer, Jakob: Arbeiten von Architekt Otto Ingold - Bern
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https://doi.org/10.11588/diglit.7711#0351

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INNEN-DEKORATION

327

ARCHITEKT OTTO INGOLD —BERN

BRUNNEN. FIGUR VON HERMANN HALLER

Glauben an eine Harmonie der letzten Dinge
glauben läßt. Einfachheit und Reichtum sind
nicht Gegensätze, sobald alles Unzweckmäßige
ausgeschieden ist. Die Spielecke in dem Langen-
thaler Haus ist der Beleg für diese Sätze. Welche
Ruhe über dem Ganzen, und welcher Reichtum
im Einzelnen; doch wird die Ruhe nicht durch
strenge ernste Farbentöne erzielt; so grell der
gelbe Eschenmaser der Füllungen für sich allein
wirken würde, neben dem spielenden Grau des
Nußbaumholzes wirkt er heiter und still. Und
erst in der Arbeiterwohnung, wie lustig und
frisch stehen da die herbformigen, blaugrün ge-
strichenen Tannenmöbel vor den ockergelben
Wänden. Wie wohltätig knüpft hier Ingold wie-
der an unsere alten Bauernstuben an, in denen
blaue, gestrichene Schränke und Himmelbetten
vor der gelblichen Naturtäfelung standen! Wie
viel Freude könnte allein durch die Farben in
unsere, ach so langweilig lackierten und tapezier-
ten Arbeiterwohnungen getragen werden!

In den Ausstellungsräumen, die dieser Ver-
öffentlichung voraufgestellt sind, läßt Ingold seiner
reichen Phantasie die größte Freiheit. Ein zum min-
desten handwerkliches Meisterstück ist der Speise-

zimmerschrank, für dessen eingelegte Arbeiten
Cuno Amiet die Entwürfe geliefert hat. Dann
welch ein Reichtum in all diesen Möbelformen,
vom Damenzimmer angefangen bis zum Schlaf-
zimmer und dem fast überreich durchgebildeten
Badezimmer! Und welch eine Farbenskala in
diesen Ausstellungsräumen! Und nicht zuletzt,
welch eine Verschiedenheit der verwendeten
Stoffe! Aber in all diesem Reichtum überall
Ruhe und bescheidene Selbstverständlichkeit; der
Mensch bleibt die Hauptsache in diesen Räumen,
alles ist freudig und selbstlos zu seiner Erholung
und anmutigen Geborgenheit da.

Ein Wort zu der Eingangshalle für die Ab-
teilung Raumkunst in der Landesausstellung 1914
in Bern. Die Wandgemälde haben seinerzeit viel
Kopf schütteln verursacht. Begreiflich. Sie stammen
von dem gleichen Künstler, der seinerzeit für
die Dekorationen für die neue Universität in
Zürich einen Preis davon trug, wobei sich eben-
falls ein Entrüstungssturm erhob. Ob die Bilder
eine Lösung der Architekturmalerei bedeuten,
bleibe dahin gestellt, daß sie ein Weg dazu sind,
scheint mir sicher. Die Malerei wird, so hoffen
wir bestimmt, gleich der Bildhauerei künftig mehr
 
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