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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 52.1941

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Lob des Einzelmöbels
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https://doi.org/10.11588/diglit.12314#0032

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INN EN-DEKORATION

»KLAPPTISCHCHEN« BIRNBAUM MIT MESSINGEIN LAGEN. - ENTW. RUTH HILDEGARD GEYER-RAACK
»SOFA MIT GESTEPPTEM BEZUG« ENTWURF PROF. J. HILLERBRAND, AUSF. DEUTSCHE WERKSTATTEN

Stoffen und gutem Gerät auszustatten. Eine reizvolle
Aufgabe für den Architekten, eine nicht minder
schöne für den Bauherrn. Die wertvollsten Beiträge
moderner Werkstätten zur Wohnkultur der Gegen-
wart beruhen auf der Kunst der Raumausstattung.
Doch wie oft läßt sich der Wunsch nach einer voll-
ständig einheitlichen Einrichtung nicht verwirklichen.
Hier steht ihm die Beschränktheit der Mittel, dort jene
des verfügbaren Raums entgegen. Oder es ist wert-
voller ererbter Hausrat vorhanden, von dem man sich
nicht trennen möchte, der aber der Ergänzung oder
der Erweiterung bedarf. Daraus erwächst dem
Künstler die Aufgabe, Einzelmöbel zu schaffen, die
zeitgemäß und zugleich so absolut gut sind, daß sie
sich auch alter Handwerkskunst gegenüber voll be-
haupten können; daß sie, für sich allein betrachtet,
erfreulich sind, und gleichzeitig sich mit gutem Mobi-
liar aus älterer Zeit zu vertragen wissen. Eine Auf-
gabe, die ebensoviel Takt wie Geschmack erfordert,
und die befriedigend nur gelöst werden kann, wenn
sie mit ehrlicher künstlerischer Gesinnung in Angriff

genommen wird. Die Achtung vor den Werten alter
Kunst drückt sich nicht in Anpassung an das Alte
aus — von Nachahmung gar nicht zu reden - sondern
in dem Bestreben, neue Formen so zu gestalten, daß
sie sich gleichberechtigt neben vortreffliche Leistun-
gen der Vergangenheit stellen lassen.

Als schönes Beispiel solcher Arbeit mag der Ab-
stelltisch von Ruth Hildegard Geyer-Raack genom-
men werden, der auf einem Gestell von Birnbaumholz
eine Rohglasplatte trägt (Abb. S. 27). Schon die nicht
alltägliche Verbindung zweier so verschiedener Werk-
stoffe betont den einmaligen, selbständigen Charakter
dieses Möbelstückes. Seine einfache, fast strenge
Form ist Ausdruck eines kultivierten Geschmacks.
Wo immer dieser Tisch auch stehen mag, er wird sich
behaupten, ohne sich hervorzudrängen.

Einzelmöbel solcher Art sind auch die Polstermöbel
von Josef Hillerbrand (Abb. S. 23/27). Ihre Bestim-
mung verlangt, daß sie als Einzelstück wirken, sei es
am Kaminplatz, oder als Lesestuhl in der Bibliothek,
an einem Platz, der guten Lichteinfall gewährt. Eine
 
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