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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 52.1941

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Handwerk und Kultur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12314#0105

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INNEN-DEKORATION

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Freude am Werden überhaupt, welche eine Freude
an Gründen und Ursprüngen, an Stufen und Phasen,
an der Fülle der Beziehungen ist. Ein Wohnraum
ganz aus Holz, mit hölzernen Geräten, Wänden und
Decken, hat eine Freundlichkeit für unsre Sinne und
unsern Geist, die kaum in andrem Werkstoff zu er-
reichen wäre. Selbst lebendig, spricht das Holz das
Leben in uns verwandt an. Fähig zur Aufnahme
unsrer Formgedanken, spricht es unsern Geist an.
Leicht gibt es Zierformen her, freiwillig und fast
gleichzeitig mit der Zweckform. So hält das Holz
die Frühstufen und die Spätstufen des Werkstückes
fest und bringt sie alle als einen organischen Zu-

sammenhang vors Auge. Im Holzwerk kommt am
reinsten die Grundeinsicht zum Ausdruck, welche
das Handwerk zur menschlichen Kulturlehre beizu-
steuern hat: die Mahnung an den Bestandteil leben-
diger Arbeit, der in allem »Fertigen« steckt. Im Laufe
der Kulturentwicklung sehen wir immer wieder
Perioden eintreten, wo der Mensch in den Wahn
gerät, diese ganze Kultur müsse so sein, sie sei ihm
gleichsam fertig in den Schoß gefallen. Er verlernt
das Fragen nach dem Woher und Wieso. Er verliert
das Bewußtsein von der Verlierbarkeit, von der ar-
beitsharten Errungenheit der Kulturdinge. Er eta-
bliert sich als gemächlicher Rentner seiner Kultur,

DEUTSCHE WERKSTATTEN »SCHUHSCHRANKCHEN UND GARDEROBEABLAGE IN FARBIGEM LACK«
 
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