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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 27.1913

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Trautz, Max Theodor: Ueber die Geschwindigkeit von Gasreaktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.45029#0055

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42

Uebei" die Geschwindigkeit von Gasreaktionen.

die Konstante einer normalen chemischen Reaktion meist
innerhalb eines kleinen Temperaturintervalls — schon etwa
von ioo Grad — um 3 Zehnerpotenzen sich ändert. Daß
allerdings auch ganz andere Temperaturkoeffizienten vor-
kommen, soll gleich berührt werden. Das genannte Massen-
wirkungsgesetz ist aus der Molekulartheorie abgeleitet für
ideale Gase und hat eine starke Stütze in der Tatsache,
daß man für den Spezialfall des Gleichgewichtes von ganz
anderer Seite aus, nämlich von der Thermodynamik her,
zum gleichen Gesetz kommt. Berücksichtigt man dies,
ferner die van’t Hoffsche Isochorengleichung, die den
Temperatureinfluß auf die Gleichgewichtskonstante, den
Quotienten aus den beiden Geschwindigkeitskonstanten kv
und darstellt, und nimmt man ferner an, daß das Massen-
wirkungsgesetz schon für den ersten Anfang einer chemischen
Reaktion gilt, so erhält man ein zunächst noch mehrdeutiges
Formelsystem, dessen Mehrdeutigkeit erst noch durch in-
duktive Arbeit beseitigt werden muß. Das kann geschehen,
wenn man folgende Tatsachen in Rechnung zieht, die das
Experiment schon früher ergeben hat:
1. Der Quotient, gebildet aus den Geschwindigkeits-
konstanten für eine und dieselbe Reaktion, genommen für
zwei verschiedene, und zwar um 10 Grad auseinander-
liegende Temperaturen (der Zähler entspreche der höheren
Temperatur), der sogen. Temperaturkoeffizient der chemi-
schen Reaktionsgeschwindigkeit, hat nach der R. G. T.-
Regel den Betrag 3.
2. Er wird bei höheren Temperaturen kleiner.
3. Er ist kleiner für Reaktionen höherer Reaktions-
ordnung, als für solche niederer Reaktionsordnung. Als
Ordnung der Reaktion bezeichnet man die Summe der
Molekularkoeffizienten der betreffenden Reaktion.
4. Er läßt sich nur bestimmen, wo die Reaktion mit
meßbarer, d. h. nicht zu großer und auch nicht zu kleiner
Geschwindigkeit verläuft. Und deshalb kann man ihn bei
verschiedenen Reaktionen auch nur jeweils für ein be-
stimmtes Temperaturgebiet — der Höhe der Temperatur
nach — ermitteln.
5. Auch die Breite des Temperaturintervalls, worin
er ermittelt werden kann, ist demgemäß verschieden, je
nach der Höhe der Temperatur und dem Betrag der Ge-
schwindigkeit.
6. Oft sind vor allem solche Reaktionen sehr träger
Natur, bei denen große Wärmetönungen entbunden werden.
 
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