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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 27.1913

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Baudisch, Oskar: Ueber das chemische Verhalten anorganischer, stickstoffhaltiger Pflanzennahrungsstoffe gegenüber dem Sonnenlicht
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https://doi.org/10.11588/diglit.45029#0060

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Chemisches Verhalten anorganischer Pflanzennahrungsstoffe usw. 47

Außerdem beziehen wir aber von den Pflanzen wichtige
medizinische Stoffe, z. B. die Alkaloide, dann unsere Ge-
nußmittel in Form der Gewürze, außerdem noch viele
andere Stoffe, wie Zellulose, Bitterstoffe, Kautschuck,
ätherische Oele, Harzarten, Fermentarten und noch viele
andere organische Verbindungen, die in dem komplizierten
Menschenleben immer und immer wieder zu neuer und
neuartiger Verwendung gelangen.
Die grüne Pflanze nimmt die Kohlensäure aus der atmo-
sphärischen Luft durch die Spaltöffnungen auf und reduziert
zunächst diese stabile chemische Verbindung mit Hilfe der
aus dem Weltall ununterbrochen zuströmenden Energie zu
labilen Verbindungen, die nun die ersten organischen kohlen-
stoffhaltigen Grundkörper für die nun einsetzende Synthese
bilden.
Diese Reduktion des Kohlendioxydes, die zum weitaus
größeren Teil von den gelben und roten Strahlen des
Sonnenspektrums besorgt wird, geht, wie man heute mit
Sicherheit annehmen darf, zunächst bis zu Formaldehyd.
Das ist — im Verhältnis zur Kohlensäure — eine labile
chemische Verbindung, die leicht mit anderen chemischen
Stoffen in Reaktion tritt und nach Adolf von Baeyer als
erstes Kohlensäure-Assimilationsprodukt anzusehen ist.
Es zweifelt heute niemand mehr daran, daß die Kohlen-
säureassimilation ein lichtchemischer Prozeß ist und auch
die Baeyersehe Hypothese ist im Laufe der Jahrzehnte
durch viele experimentelle Beiträge auf eine breite Basis
gestellt worden.
Ganz anders steht es dagegen mit der Nitratassimilation.
Die grüne Pflanze nimmt den zum Leben unbedingt not-
wendigen Stickstoff zum weitaus größten Teile in Form der
Nitrate aus dem Erdboden auf. Die von den Wurzeln auf-
genommene Salpeterlösung wird dann bis in die grünen
Pflanzenteile, speziell bis in die Blätter geleitet und hier
zu Eiweiß verarbeitet. Man hat experimentell festgestellt,,
daß den Wurzeln nur eine absorptive, aber keine assimi-
latorische Wirkung zukommt.
Wir haben dann in den grünen Blättern die höchste
Oxydationsstufe des Kohlenstoffs (//„ CO3) und die höchste
Oxydationsstufe des Stickstoffs (HNÖS) aufgespeichert, und
nun wissen wir, daß diese anorganischen Stoffe in den
Lichtorganen der Pflanzen zunächst reduziert werden.
An diese Tatsache schließt sich aber sofort die Frage
an: „Ist die Reduktion der Nitrate genau wie die Kohlen-
 
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