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Baudisch, Oskar: Ueber das chemische Verhalten anorganischer, stickstoffhaltiger Pflanzennahrungsstoffe gegenüber dem Sonnenlicht
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.45029#0061
48 Chemisches Verhalten anorganischer Pflanzennahrungsstoffe usw.
Säurereduktion ebenfalls vom Tageslicht direkt abhängig
oder kann sie diese Energieform vollkommen entbehren?“
Als Erster hat der bekannte Botaniker Schimper diese
Frage dahinausgehend beantwortet, daß er die Nitrat- und
Nitritassimilation grüner Pflanzen als einen lichtchemischen
Prozeß erkannte. Die Schimpersehe Annahme wurde
bald darauf von vielen Seiten angezweifelt. Man wieder-
holte seine Versuche mit den verschiedensten Abände-
rungen, und eine große Anzahl von Botanikern und Pflanzen-
physiologen versuchte auf mannigfaltigsten Wegen, den
positiven, negativen oder neutralen Einfluß des Lichtes
durch direkte Experimente an Pflanzen darzutun. Alle diese
Versuche haben bis heute kein klares, übersichtliches Bild
geschaffen, es herrscht noch heute etwas Dunkel bezüglich
des Einflusses, welchen das Licht auf die Verarbeitung der
Nitrate und der sich anknüpfenden Eiweißbildung ausübt.
Wenn man aus dem Gewirr von Arbeiten das Gleich-
klingende herausholt und betrachtet, so ergibt sich, daß alle
Forscher — wenn auch nicht direkt — den großen Einfluß
des Lichtes auf die Reduktion der Nitrate und der sich an-
schließenden Eiweißbildung anerkennen. Diejenigen Ge-
lehrten, welche bei ihren Versuchen im Dunkeln die
gleichen Resultate erhielten wie im Licht, hatten zu ihrer
Versuchsanordnung immer umgewandelte Sonnenenergie
in großer Menge hinzugegeben, d. h. Zucker hinzugefügt.
In Gegenwart von viel Zucker ist eine Reduktion der
Nitrate auch ohne Licht naheliegend, da z. B. die intra-
molekulare Atmung die nötige Energie liefern kann. Ich
habe experimentell nachgewiesen, daß z. B. Kaliumnitrat in
Gegenwart von viel Zucker auch ohne Licht durch aktiven
Sauerstoff bis zu Ammoniak reduziert werden kann. Anderer-
seits glaube ich, daß fast alle Dunkelversuche an dem Fehler
leiden, daß nicht wirklich absolut lichtdichte, photo-
graphische Dunkelkammern verwendet worden sind.
Immerhin ist von botanischer Seite fast einstimmig fest-
gestellt worden, daß das Licht einen bedeutenden Einfluß
auf die Nitratassimilation ausübt. Laurent und Marc hall
haben dann noch gezeigt, daß speziell die blauen, violetten
und ultravioletten Strahlen bei der Nitratverarbeitung grüner
Pflanzen besonders wirksam sind.
Während also von botanischer Seite in dieser Frage
viel geleistet wurde, blieb diese überaus wichtige bio-
logische Frage von chemischer Seite fast unberührt liegen.
Es wurden zwar einige Hypothesen aufgestellt, aber keine
experimentell ausgearbeitet. Am meisten hat noch die An-
Säurereduktion ebenfalls vom Tageslicht direkt abhängig
oder kann sie diese Energieform vollkommen entbehren?“
Als Erster hat der bekannte Botaniker Schimper diese
Frage dahinausgehend beantwortet, daß er die Nitrat- und
Nitritassimilation grüner Pflanzen als einen lichtchemischen
Prozeß erkannte. Die Schimpersehe Annahme wurde
bald darauf von vielen Seiten angezweifelt. Man wieder-
holte seine Versuche mit den verschiedensten Abände-
rungen, und eine große Anzahl von Botanikern und Pflanzen-
physiologen versuchte auf mannigfaltigsten Wegen, den
positiven, negativen oder neutralen Einfluß des Lichtes
durch direkte Experimente an Pflanzen darzutun. Alle diese
Versuche haben bis heute kein klares, übersichtliches Bild
geschaffen, es herrscht noch heute etwas Dunkel bezüglich
des Einflusses, welchen das Licht auf die Verarbeitung der
Nitrate und der sich anknüpfenden Eiweißbildung ausübt.
Wenn man aus dem Gewirr von Arbeiten das Gleich-
klingende herausholt und betrachtet, so ergibt sich, daß alle
Forscher — wenn auch nicht direkt — den großen Einfluß
des Lichtes auf die Reduktion der Nitrate und der sich an-
schließenden Eiweißbildung anerkennen. Diejenigen Ge-
lehrten, welche bei ihren Versuchen im Dunkeln die
gleichen Resultate erhielten wie im Licht, hatten zu ihrer
Versuchsanordnung immer umgewandelte Sonnenenergie
in großer Menge hinzugegeben, d. h. Zucker hinzugefügt.
In Gegenwart von viel Zucker ist eine Reduktion der
Nitrate auch ohne Licht naheliegend, da z. B. die intra-
molekulare Atmung die nötige Energie liefern kann. Ich
habe experimentell nachgewiesen, daß z. B. Kaliumnitrat in
Gegenwart von viel Zucker auch ohne Licht durch aktiven
Sauerstoff bis zu Ammoniak reduziert werden kann. Anderer-
seits glaube ich, daß fast alle Dunkelversuche an dem Fehler
leiden, daß nicht wirklich absolut lichtdichte, photo-
graphische Dunkelkammern verwendet worden sind.
Immerhin ist von botanischer Seite fast einstimmig fest-
gestellt worden, daß das Licht einen bedeutenden Einfluß
auf die Nitratassimilation ausübt. Laurent und Marc hall
haben dann noch gezeigt, daß speziell die blauen, violetten
und ultravioletten Strahlen bei der Nitratverarbeitung grüner
Pflanzen besonders wirksam sind.
Während also von botanischer Seite in dieser Frage
viel geleistet wurde, blieb diese überaus wichtige bio-
logische Frage von chemischer Seite fast unberührt liegen.
Es wurden zwar einige Hypothesen aufgestellt, aber keine
experimentell ausgearbeitet. Am meisten hat noch die An-