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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 27.1913

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Liesegang, Franz Paul: Der gegenwärtige Stand der Kinematographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.45029#0068

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Der gegenwärtige Stand der Kinematographie. 55
Für die kinematographischen Aufnahmeapparate hat
man den Transport durch Greifer beibehalten, der auch
bei den Kopiermaschinen angewendet wird. Die Ausstattung
der Kameras ist verschiedentlich vervollkommnet worden.
Um ein Arbeiten aus der Hand, ohne Stativ, zu ermög-
lichen, baute man einen Stabilisierungskreisel in das Werk
ein, während der Antrieb durch komprimierte Luft bewirkt
wurde; doch scheint die Konstruktion nicht so befriedigt
zu haben, daß eine weitere Einführung dieses Prinzips in
die Praxis erfolgen konnte. Neuerdings wird der alte
Plattenkinematograph, allerdings in anderer Form, wieder
aufgegriffen: während bei dem überlebten Kamm sehen
Apparat eine kreisrunde Platte benutzt wurde, worauf sich
die Bilder spiralenförmig aneinander reihten, arbeitet man
jetzt mit viereckigen Platten und ordnet die Bilder im Zick-
zack darauf an, um nach voller Belichtung einer Platte eine
sofortige Auswechselung gegen eine neue Platte zu be-
wirken. Ob diese Konstruktionen, welche wohl hauptsäch-
lich für die Amateurkinematographie in Betracht kommen,
auf die Dauer erfolgreich sein werden, müssen wir abwarten.
Die Einführung des Kinematographen in die Familie sucht
man zu fördern durch Herstellung kleiner, aber hübsch
arbeitender Apparate, die vielfach mit selbsterzeugtem
Strom und einer kleinen Glühlampe gespeist werden, und
ferner durch Verbilligung des Bildermaterials, indem man
schmalere Films anwendet oder auf dem normalen Film
mehrere Aufnahmen in kleinen Bildchen nebeneinander
unterbringt.
Das Ideal eines Kinematographen, die Konstruktion mit
■optischem Ausgleich, welche bei der Wiedergabe flimmer-
freies Arbeiten gewährleistet und bei der Aufnahme eine
bedeutende Erhöhung der Bildfrequenz ermöglicht, konnte
bis heute noch nicht in einer für allgemeinere Anwendung
fähigen Form herausgebracht werden. Unter den ver-
schiedenen Anordnungen, die ich auf einem Vortrage der
Kölner Naturforscher-Versammlung 1908 zusammenstellte
(vergl. dieses „Jahrbuch“ für 1909), scheint die Spiegel-
trommel die beste Lösung darzustellen, und von ihr dürfen
wir vielleicht ein praktisches Ergebnis erhoffen.
Die Zahl der Kinematographentheater nimmt trotz der
Erschwerungen, welche Steuern, Kinderverbote, Zensur und
die vielfachen Anfeindungen bringen, noch ständig zu; sie
beläuft sich heute auf jeden Fall über 30000, wovon etwa
die Hälfte auf Nordamerika kommt. Die Tendenz geht jetzt
dahin, immer gewaltigere und prunkhaftere Schaustätten
 
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