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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 27.1913

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Liesegang, Franz Paul: Der gegenwärtige Stand der Kinematographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.45029#0070

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Der gegenwärtige Stand der Kinematographie. 57
stellt. Was heute an Naturaufnahmen und wissenschaft-
lichen Films herausgebracht wird, ist in erster Linie für die
Kinematographentheater bestimmt und meist auf viele Meter
Länge gezogen, damit ein lohnender Preis herauskommt.
Diese „verwässerten“ Aufnahmen müßten erst, soweit sie
brauchbar erscheinen — und es ist gewiß sehr vieles
darunter brauchbar — mit der Schere bearbeitet und auf
den Schulunterricht zugeschnitten werden.
Die Anwendung der Kinematographie in Wissenschaft
und Technik schreitet langsam aber sicher vorwärts. Nach-
dem auf verschiedenen Gebieten bereits bedeutende, zum
Teil Aufsehen erregende Leistungen beigebracht wurden —
Reicher, Commandon, Siedentopf in der Mikrokine-
matographie, Ries in der biologischen, mehrere Forscher
in der medizinischen Kinematographie, andere wiederum in
der Röntgenkinematographie, Bull in der Ultrarapid- und
Cranz in der ballistischen Kinematographie —, nachdem so
gehörige Vorarbeit geleistet ist, gilt es jetzt, die erschlossenen
Felder zu beackern. Daneben bleibt noch manches Neu-
land zu erobern.
Die Kinematographie in natürlichen Farben fand bisher
in ausgedehnterem Maße praktische Ausübung nur in dem
Kinemacolorprozeß, der allerdings bloß mit zwei Farben
arbeitet und daher eine provisorische Lösung darstellt. Die
Resultate sind immerhin recht beachtenswert, und manche
der Aufnahmen, namentlich solche, in denen keine Gelegen-
heit gegeben ist, das fehlende Blau zu vermissen, zeigen
wundervolle Farbentöne mit einem großen Reichtum von
Abstufungen. Es ist ferner anzuerkennen, daß Urban, der
mit A. Smith das Verfahren ausarbeitete, sich dessen mit
großer Energie angenommen hat und daß er unermüdliche
Anstrengungen macht, die Einführung durchzusetzen. Unter
den vielfachen Vorschlägen und Versuchen, welche darauf
hinausgehen, drei Farben zur Awendung zu bringen, scheint
das Verfahren, mit dem Gaumont neuerdings auftritt, eine-
glückliche Lösung darzustellen, und es soll tatsächlich be-
friedigend arbeiten; vielleicht wird demnächst auf diesem
Wege dem Publikum der Kinematographentheater eine voll-
kommenere Wiedergabe kinematographischer Bilder in
natürlichen Farben geboten werden. Der gleichen Firma
ist es gelungen, die Technik des Tonbildes, welches Kine-
matograph und Sprechmaschine verbindet, bedeutend zu
verbessern.
 
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